Witzwort.

Seit Dienstagabend also auf Eiderstedt. Um die Ecke von Witzwort.

Kein Zufall, die Wahl dieser Region.
In meiner frühen Teenagerzeit verbrachte ich zweimal die Sommerferien in einem Ferienlager in St. Peter-Ording und habe von dieser Zeit tatsächlich noch mehr in Erinnerung behalten als die allabendliche Jugenddisco in der Turnhalle, den Kiosk mit den gelb-rosa-geringelten Schaumschlangen für 20 Pfennig das Stück und den blonden Timo, in den fast alle Mädchen aus der Gruppe zwei Sommer hintereinander verliebt waren.

Nämlich den tollen, riesigen Sandstrand von St. Peter-Ording. Oder Tönnig, Husum, Friedrichstadt und Heide.
Man wurde ja in den je dreiwöchigen Aufenthalten von den Gruppenleitern zu diversen Ausflügen kutschiert, damit man nicht nur in der Disco herumhopste, Zuckerschlagen futterte und sich den Kopf über diesen Timo zerbrach.

St. Peter-Ording hat sich, kaum war man mal 33 Jahre lang nicht mehr hier, fast schon zu einem zweiten Sylt gemausert. Alles aufgehübscht, nicht ganz so nobel wie auf Sylt, aber auch eher für den dickeren Geldbeutel, immerhin die Kuchenstücke noch unter Münchner Preisen (und weit unter den schwedischen sowieso).

Eh ein strategischer Vorteil: Nach über zwei Wochen in Schweden an die deutsche Nordsee fahren, das fühlt sich dann plötzlich alles so günstig an und man könnte glatt mal wieder entspannt in Restaurants gehen.
Tut man dann aber gar nicht, weil das Ferienhaus so gut ausgestattet und so gemütlich ist, dass man froh ist, nicht irgendwo anders sitzen zu müssen mit womöglich hässlichem Geschirr oder mittelmäßigem Essen oder unpassender Beleuchtung oder nervigen Menschen am Nebentisch.

Unser Quartier an der Nordsee…

…mit echten Fenstern (zum echten Öffnen und Lüften), ohne Klimaanlage und einem nicht überzuckerten, frischen Müsli.

Auch das Fräulein und die Gitti haben sich hier sehr schnell gut eingelebt.

Auf dem Grundstück nur ein Mitbewohner:

Meister Lampe hockt täglich vor der Tür…

…oder sprintet durch den Garten.

Dann noch sieben Nachbarn gegenüber:

Wollen Sie wissen, wie man so ein Foto schießt?

Ganz einfach: Platzieren Sie einen Dackel auf der anderen Seite des Weidezauns. Warten Sie 20 Sekunden. Drücken Sie ab.

Ansonsten: Wasser, Wind, Weite. Licht, Luft, Leere.

So kann man dem Motto dieses Blogs endlich mal wieder ausgiebig nachgehen.
Und tut es auch.

Ab und an mal ein Ausflug, das Dackeltier muss ja bewegt werden. Vor allem, wenn man wieder ins Schwimmbad möchte, denn ein müder Dackel verschläft den Schwimmbadbesuch ganz unkompliziert im Auto.

Nach einem langem Marsch auf Nordstrand zurück nach Husum, dort ins Schwimmbad. Absurde Öffnungszeiten (6-8 Uhr und 14-18 Uhr), 25m-Becken, modernisierter 70er-Jahre-Bau, da vermisst man Schweden dann wieder, aber es ist nicht fair, die Schwimmgelegenheiten in einer 20.000-Einwohner-Stadt wie Husum mit den Optionen in Stockholm oder Malmö zu vergleichen, also meckern wir nicht, sondern sind zufrieden, überhaupt im Wasser gewesen zu sein, außerdem hatten wir das Becken fast für uns alleine.

Danach ein Streifzug durch Husum, die „Stadt der kurzen Wege“, wie sie auch genannt wird, was uns nach Gassigehen und Schwimmen sehr entgegenkommt.
Einladende Cafés (sogar zum Verweilen 😉 ) mit leckerem Kuchen, warmes Septemberlicht lässt die Backsteinfassaden noch wärmer erstrahlen, Storm an allen Ecken und Enden: nicht nur seine Wohnhäuser gekennzeichnet, nein, auch das des Großvaters oder der Cousine oder der Patentante.

Trotzdem & nebenbei das innere Fazit: So ein Kleinstadtleben, das ginge gar nicht. Einsames Haus in den Bergen oder an der Küste vielleicht, womöglich auch Dorfleben (zumindest als Wochenendoption), aber eine Kleinstadt, das führte auch bei noch so schönen Fassaden und warmer Septembersonne direktemang in die Beklemmung, wenn nicht gar in die Depression (zumindest wenn man da erst jetzt, also in schon fortgeschrittenem Alter hinzöge).
Eine kleine, leise Vorfreude auf die Heimat blitzt erstmals wieder auf, bislang nicht viel an „daheim“ gedacht, vor lauter Genießen des Unterwegsseins und all der neuen Eindrücke.

Kurz vor der Rückkehr zum Parkplatz noch hier vorbeigekommen:

Der Husumer Zweitwohnsitz von Miss Langstrumpf.

Ein Gefühl wie: Der Kreis schließt sich.
Aber ein paar Runden drehen wir noch. Bleiben Sie also dran!

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Ein Traum in Orange oder: Abschied und Weiterreise.

Letzte Amtshandlung auf schwedischem Boden: morgens ins Hylliebadet, noch vor dem Schulschwimmen und den Vereinen. Ein Traum – mal wieder eine 50m-Bahn für mich alleine!

Das 2015 eröffnete Hylliebadet im Süden von Malmö.

Durch die verglaste Seitenfront Blick auf den Turning Torso und beeindruckende Wolkenformationen. Ruhe in der Schwimmhalle. Das Wasser so weich, es ist eine Wonne, da hindurchzugleiten.

Und überhaupt: Das gesamte Bad sehr gepflegt und farbenfroh. Architektur, Farben, Design – das können sie, die Schweden. In der Hinsicht ist wirklich sehr vieles eine pure Augenweide in diesem Land.

Im Hylliebadet der Stadt Malmö dominieren die Komplementärfarben Orange und Türkis. Zufällig füge ich mich in diese Farbgebung mit meinem Duschtuch ebenso perfekt wie unauffällig ein.

Touristin, gut getarnt.

Eine Besonderheit in schwedischen Schwimmbädern, die jetzt zwar die Wenigsten von Ihnen interessieren wird (aber ich erzähl’s Ihnen trotzdem, weil ich persönlich es einfach spitze finde): der Eintrittspreis inkludiert immer auch den Bastu-Besuch.

Bastu, das bedeutet Sauna. Und die Sauna gehört zu Schweden dazu wie Knäckebrot und Kanelbullar. Man zelebriert das nicht als dreistündige Sonderveranstaltung, sondern man geht da durchaus mal nur en passant auf einen Schwitzgang hinein.

In den Schwimmbädern (selbst im noch so popligsten kleinen Bad auf dem Land) befindet sich zwischen den Umkleiden und der Dusche die Bastu, genau dort also, wo sie hingehört. Kommt man aus der Schwimmhalle, duscht man sich ab, setzt sich auf ein Viertelstündchen in die Sauna, duscht sich nochmal kurz kalt ab und verschwindet in die Umkleide.

Anschließend zum Hotel am Västra Hamnen zurückgedüst, dort den Gatten und das Dackelfräulein und unsere Siebensachen eingeladen – und ab über den Öresund und den Großen Belt und all die Landesgrenzen.

Diesmal die Überquerung ohne Tränen geschafft…

…aber ein Erlebnis wird’s immer bleiben, diese Brücke.

Bei einer Rast im dänischen Odense (Tipp: Café Velodrom in einem schnuckligen alten Bahnhofshäuschen, Park für den Gang mit dem Hund direkt daneben) den Einkaufszettel für den Supermarkt in Husum geschrieben…

Café Velodrom im Süden von Odense.

Das alte Bahnhofshäuschen.

…das eh schon volle Auto dort noch voller geladen und um 19:30 Uhr sitzt man bei Spirelli pomodore & verdura bereits am vom friesischen Ortsschreiner gezimmerten Esstisch in der Ferienwohnung auf der Halbinsel Eiderstedt und schnauft nach dem langen Tag und der weiten Fahrt erstmal durch.

Auch heute steht in erster Linie Durchschnaufen an, Sie werden sich also ein klein wenig gedulden müssen, bis das erste nordfriesische Bildmaterial eintrifft.

Nur so viel: vor der Terrassentür saftiges Deichland, vor dem Zaun blökende Schafe und im Garten ein riesiges Kaninchen.
Sie können sich in etwa vorstellen, was das fürs Dackelfräulein bedeutet.

57 hours (and a lot going on).

Stockholm (Friday 13th for Future und Abreise) – Mariefred (Schloss Gripsholm und Systembolaget) – Mariestad (Insel Torsö und Vänernsee) – Göteborg (Ullevi und Gassigehi) – Falkenberg (Strandspaziergang und Laxbutiken) – Halmstad (Wind und Weißbier) – um nur einen Ausschnitt der letzten 57 Stunden zu nennen.

Sie werden verstehen, dass da keine Zeit mehr zum Bloggen blieb.

Unsere kleine Reisegruppe hat sich nun von der schwedischen Hauptstadt bis an die Westküste weiterbewegt.
Statt eines langen Berichts lassen wir einfach – chronologisch und nach Stationen geordnet – ein paar Bilder sprechen, zumal jetzt noch ein Nachtgassi bei Mega-Küstenwind ansteht und wir danach gleich in die Koje wollen.

Herzliche Grüße aus Onsjö, einem kleinen Nest zwischen Gullbrandstorp und Frösakull!

*****

Freitag, der 13.: Abreise in Stockholm, via Mariefred bis an den Vänern.

Aufzug in unserem Quartier in Kungsholmen.

Kurz vor Abreise beherrschte man endlich die diversen Lichtobjekte (per Fernbedienung steuerbar).

Der Vermieter hatte (für alle Fälle) ein paar Gästeschlappen dagelassen.

Die Wanduhr stand still, nur die Lüftung nicht: Die Schweden lieben geschlossene Fenster und permanent laufende Lüftungen oder Klimaanlagen.

Schwedische Gemütlichkeit: Vor lauter Kissen konnte man das Sofa kaum noch sehen, geschweige denn, sich darauf niederlassen 😉

Samstag: Gemütlicher Ausflugstag rund um Mariestad, Torsö und den Vänernsee.

Heute: Abreise in Mariestad, via Göteborg hinüber zur Westküste, bis kurz vor Halmstad.

Weil Städtetouren dem Dackelfräulein nur bedingt Freude bereiten, obwohl wir jede mögliche Grünanlage in solche Exkursionen einbauen, geht’s gleich weiter nach Falkenberg, an einen der herrlichen Westküstenstrände…

…und mittlerweile zieht’s am Strand wie Hechtsuppe, so dass der kleine Hund fast abhebt!

A Piratenbraut, a leeres Weißbiertragerl und i.

Servus, Visby *** Leb wohl, Gotland *** Adieu, Ö!

Ein bisschen bricht’s mir das Herz, aber es überwiegt die Dankbarkeit: für eine wunderbare Zeit, für viele neue Erfahrungen, Begegnungen und Eindrücke.

Ein letzter Blick zurück…

8 Tage Sonne, 1 Tag Nieselregen, 1 heftiges Abendgewitter – und zum Auslaufen der Fähre ein paar Wolken über Visby.

Tagsüber einen langen Stadt- und Strandspaziergang gemacht, dann zusammengepackt, die Hütte durchgefegt und zur letzten Fika nochmal runter in die Altstadt.

Gäste mit Hund bitte in den Hinterhof!

Zeit, um Ihnen zu danken für Ihre Begleitung und Ihre rege Anteilnahme – wir hoffen, Sie bleiben uns weiterhin treu, das schwedische Festland hat schließlich auch Einiges zu bieten.

*****

Zeit auch, um zurückzublicken, und diesen Rückblick mit Ihnen zu teilen.

In Bildern, die ja bekanntlich mehr sagen als all das Getexte, von dem Sie hier in den vergangenen Tagen eh schon genug ertragen mussten.

Fårökyrka.

Fåro, Friedhof.

Fårö, Grabstätte der Bergmans.

Fåro, Westküste: Auf dem Weg zu den Raukar.

Jetzt raten Sie mal, wie der berühmteste Raukar Gotlands heißt?!

Hund, auf dem Weg zum Hund.

Hund, desinteressiert am Hund.

Back in Visby!

Des Fräuleins Fund.

Pippi-Langstrumpf-Morgengassi.

Unsere kleine Villa Villekulla.

Auch Poller können schön sein!

„Hej hej, jag heter Pippa, och du?“

Trieb mich zur Weißglut: die Mechanik meines Tores (und dann hätten Sie mal sehen sollen, wie man sich da auf den Millimeter genau einfädeln musste).

Abendstimmung am Hafen von Kovik.

Morgenstimmung in unserer Gasse.

Kalksteinkirche, Kalksteinmauer, Kalksteinwegmarke – das ist Gotland.

Klintehamn bei Dämmerung.

Pippa on peak: Die südlichste und höchste Stelle der Insel.

Hitchhiking: Der Körkmackar auf dem Dach meines Autos.

Der Dom zu Visby.

Öha, die Kirche von Öja!

Kalksteinmühle, Kalksteingehöft – das ist Gotland.

Öha, und nochmal Öja 🙂

*****

Nun sind wir an Bord gegangen…

Die MS Visborg bringt uns zurück aufs Festland…

…und wir haben unseren Sponsor ersucht, uns auch auf der Rückfahrt nicht zu den Promenadenmischungen gesellen zu müssen…

…ein Wunsch, der uns gottseidank erfüllt wurde…

…so dass nun jedes Tierchen sein Plaisierchen bekommt…

… – mit dem jeweiligen Ergebnis.

…und so Poseidon will, werden wir ein paar Stunden später in Nynäshamn wieder an Land gehen.

Und müssen uns dann – nach einem kurzen Gassi am dortigen Hafen – noch im Dunkeln bis nach Kungsholmen durchschlagen.

Das ist einer der westlichen Stadtteile Stockholms, in dem uns dann der Gatte und eine neue Schutzkappe für das Kameraobjektiv empfangen werden (in einer hoffentlich passablen AirBnb-Wohnung mit einem Parkplatz irgendwo in der Nähe und einem bereits fürs erste Frühstück gefüllten Kühlschrank).

Beides keine Selbstverständlichkeit, denn um ein Haar hätten das Dackelfräulein und ich uns auch in Stockholm noch ein paar reine Frauentage machen müssen. Wenn Sie nämlich einen Wissenschaftler heiraten, dann helfen auch die besten Listen und Vorbereitungen nichts, wenn… – ach, lassen wir das 🙃

Es gibt jedenfalls, wie ich seit gestern Abend um 23 Uhr weiß, am Münchner Flughafen ein Büro der Bundespolizei, wo täglich von 6:30 Uhr bis 21 Uhr „bei Erfüllung der entsprechenden Voraussetzungen“ sogenannte Notpässe ausgestellt werden.

Erfreulicherweise waren die Voraussetzungen entsprechend und Gatte samt Objektivschutzkappe durften nun heute Nachmittag nach Schweden einreisen.

*****

Zum Abschied (von Gotland, nicht von Ihnen!) haben wir bei einer finalen Schneider-Weißen in unserer Pet-Cabin fläzend den guten, alten STS-Song mal ein bisserl umgeschrieben und der Einfachheit halber (und natürlich auch wega da Hoiben) auf alle Satzzeichen verzichtet.
Sehen Sie’s uns bitte nach!

Die letztn Wochn warn so schee
Mir san in jeder Bucht der Insel gwen
Da Dackl, a wuide Piratnbraut
Rieacht des Wossa un is abghaut
An Gotlands ellenlangem Strand
Jede Menge weißer Sand
Hint im Auto nur noch Pfand

Nach zwei, drei Tagen hammas gspürt
Mia ham des Lebnsgfühl hier inhaliert
De Leit drahn si nach Pippa um
Was z’haus harmlos klingt, is‘ hier ganz dumm
In an Fisch rammt sie ihrn Zahn
Oder spuit si mit an Staan
Es is so anders als dahaam

Und irgendwann bleibm mir dann dort
Lassn ois liegn und stehn
Gehn von da Insel nimma fort
Darauf gebm ma uns as Wort
Wieviel Jahr a no vergehn
Irgendwann bleibm mia dann dort

In der bekloppten Arbeitswelt
Bist heit nur bei voller Kraft a Held
Doch Frust und Ärger bringts zu Hauf
Die Rechnung, die geht sowieso nie auf
Und irgendwann fragst di: Wieso
Quäl i mi da so schrecklich o
Und bin ned längst in Brucebo

Aber no is ned soweit
No was zum doa befiehlt da Rentnbscheid
Doch bevor da Herzinfarkt
Mi mit sechzig in die Windln prackt
Lieg i an Gotlands Sonnenstrand
A Bottle Weißbier in da Hand
Und steck de Fiaß in weißn Sand

Und irgendwann bleimb mia dann dort…

Västra Gotlands bästa sandstrand: Tofta.

Nachsaisonidylle.

Tag 13.
Ganztags grauer Himmel, zwischendurch sogar ein bisschen Sprühregen. Schon gar nicht mehr gewusst, wie sich das im Gesicht anfühlt: Regen. Dafür erstmals seit Ankunft auf der Insel windstill. Dabei ist das jetzt eh wurscht, seit ich auf Farö diese türkise Beanie gekauft habe.

Beim Bergman-Museum. Im Fenster sehen die Bloggerin und ihre Beanie.

Wir laufen von Gnisvärd nach Västergarn, knapp zwei Stunden, immer am Strand entlang. Das Hundefräulein ist in Bestform, denn Sandstrand ist mega und all der Unrat, der in den Seetangteppich eingewoben ist, ist megamega.

Ich gucke ihr zu, mit welcher Energie und Begeisterung sie einen Fetzen Strandmatte aus dem Seetang zerrt und den Fund danach in die Luft wirft und sich drauf wälzt („Meins, meins!“) und aus den Augenwinkeln genau registriert, dass ich sie beobachte und dann an Artistik und Clownerie noch eine Schippe drauflegt.

Was für ein herzerfrischendes Lebewesen, dieser kleine Hund. Und was für eine treue Gefährtin – unglaublich, wie gut sie diese ganze Reise mit all den vielen Ortswechseln mitmacht (heute Morgen beim Abrubbeln nach dem Morgengassi das erste weiße Härchen auf ihrem schwarzen Dackelohr entdeckt und kurz schlucken müssen: sowas erinnert immer daran, dass bereits „Halbzeit“ sein könnte und ich will an diese Zeit niemals nicht erinnert werden).

Auf dem Rückweg dann Einkehr in Tofta. Das einzig offene Lokal weit und breit. Noch vom Strand aus angerufen und nachgefragt wegen des little well-behaved dachshund. Ist ok, heißt es. Und: Ja, es gibt warmes Essen. Nach einem Tag Selbstverpflegung in der Hüttenküche auch wieder schön.

Stängt! – wie fast alles hier.

Bekommt der Dachshund im Lokal sogar eine Decke und einen Wassernapf serviert und wird vom Hippiewirt mit Dreads und Flipflops (erwartet man irgendwie auch nicht im Restaurant eines 3-Sterne-Superior-Hotels, erklärt aber evtl. das OK zum Hund unterm Tisch) gefragt, wie er denn hieße und ich antworte: Sie heißt Pippa. Ha! Und da ist es wieder, dieses unverhohlene Grinsen!

Meine Empfehlung für Sie: If you’re female, travel through Sweden with a dog called Pippa – it’s awesome ‚cause you’re gonne have lots of fun & amusing acquaintances!

Weiße Kirche, schwarze Schafe, grauer Himmel – Gotland hat auch an tristen Tagen seinen Reiz, wenn man das Schlichte und Pure mag.

Tramps like us…

…, baby, we were born to bun!

Und zwar to cinnamon-bun.
Eine fettig-zuckrige Köstlichkeit, diese Kanelbullar, wirklich. Mit Füllung oder ohne, immer lecker.

Seelenbaumeln & Kalorientaumeln.

Aber wir verdienen uns das hier fei auch redlich! Strandlauf heute Morgen bei noch bedecktem Himmel, mittags dann bei Sonnenschein ab Haus zu Fuß los…

…und – dank des spitzenmäßigen Kommentars von der lieben Sori aus Wien neulich in diesem Blog – bis Brucebo marschiert (@Sori: dank dir nochmal!).

Ich meine, da hat die Sori natürlich völlig recht: Wenn man schon einen Steinwurf von irgendetwas, das nach Bruce klingt, egal mit welcher Zweitsilbe hinten dran, entfernt ist, dann muss man da auch hin.

Zwei Stunden bis zum Naturreservat Brucebo, dann noch ein Stück weiter bis zum Brucebo-Museum und Richtung Lummelunda – und auf dem Rückweg schließlich in Själsö (zu deutsch: Seeleninsel) eingekehrt, in eine nette Bageri mit Meerblick und Bergen von Zuckerzeug (aber auch gutem Brot, was eine Seltenheit ist in diesem Land).

Die knallen dann ganz schön rein, diese buns, und die Lauferei zuvor auch, und da das heut ein gänzlich spontaner Tag war – ohne Plan, Ziel und Kamera, einfach mal aufgebrochen – guckt man dann in Själsö sitzend in GoogleMaps nach, wie man eigentlich zurückgelangt zu seinem Holzhüttchen, konkret: ob es da vielleicht einen Bus gibt. Den gibt es durchaus, aber nur wochentags und nur vom Nachbarkaff aus. Na, dann eben nicht.

Stattdessen wie in guten alten Jugendzeiten, als man die Sommerferien in Lenggries verbrachte, noch keinen Führerschein hatte und trotzdem abends nach Tölz in den Turmkeller wollte, an die Straße gestellt und den Daumen rausgehalten. Das Fräulein blickt ganz unaufgefordert unglücklich drein, an Straßen steht sie naturgemäß ungern herum, erst recht nicht in der prallen Sonne. Das sieht mitleiderregend aus und könnte unsere Chancen auf baldigen Transport deutlich erhöhen, sofern nicht auch alle autofahrenden Schweden an Hundephobien oder -allergien leiden (was schwedische Hoteliers und Restaurantbesitzer ja durch die Bank tun).

Das dritte Auto hält an. Ein Volvo, was sonst. Lackfarbe nicht mehr erkennbar, da völlig eingestaubt und verdreckt, na logo. Muss also ein Einheimischer sein.
Netter Typ um die 40 am Steuer, zwölfährige Tochter auf dem Beifahrersitz. Sie stellen sich als Kristoffer und Astrid vor und sehen eigentlich nicht aus wie die Gestalten aus den schwedischen Mörderfilmen.
Also steigen wir hinten ein. Wo man hin will, braucht an der Stelle nicht gesagt oder gefragt werden, da diese Straße nur nach Visby führt.
Im Auto dann eine nette Unterhaltung: Astrid ist brennend am Fräulein interessiert und Kristoffer an meiner Reise und Unterkunft.

Denn er vermietet ab nächsten Sommer auch eine Stuga. Aha.
But what about Pippa? No problem!
Kleine Stuga bei Lummelunda, with ocean-view und mitten in der Natur gelegen.
Nun, man weiß ja nie – deshalb die Nummer mal mitgenommen. Visbys Österport ist schnell erreicht, dort lässt man uns raus und wir laufen die letzten zehn Minuten auf der Pippi-Langstrumpf-Strecke heimwärts.

Übrigens, was ich Ihnen schon seit Tagen erzählen will, wenn nicht ständig so viel anderes dazwischen käme…
Kristoffer gehörte zu dem knappen Dutzend Schweden, denen ich mit Pippa begegnete und denen ein kurzes Grinsen übers Gesicht huschte, als ich, nach dem Namen meines Hundes befragt, brav den Namen meines Hundes zum Besten gab.
Gottseidank hat mich Wenche, meine nette Reiseleiterin in den ersten Tagen hier auf Gotland, gleich am Montag darüber aufgeklärt, was Pippa auf Schwedisch bedeutet. Nämlich ungefähr sowas wie Poppen oder Schnackseln, wie unsere österreichischen Nachbarn zu sagen pflegen.

Wenche meinte, es wäre vielleicht nicht ganz ideal, wenn ich abends allein mit dem Dackelfräulein an der Strandpromenade spazieren ginge und sie lautstark bei ihrem Namen zu mir herriefe (oder ich solle mich andernfalls eben nicht wundern, falls ein paar Passanten überrascht gucken würden).
Kein Problem, ich vermeide das seither. Was nicht allzu schwer fällt, denn wir nennen sie eh häufig Mäuschen. So heißen inoffiziell ja sowieso die meisten Hunde – und hören auch drauf (mäuschen-rufend gucken einen halt in Deutschland manchmal mehrere Hunde an, in Schweden natürlich nicht).
Zwischenzeitlich habe ich mir für Situationen wie die heutige mit Kristoffer, sofern es doch mal zur konkreten Namensnennung des Fräuleins kommt, bereits mein Sprüchlein zurechtgelegt.

Ein ganz wunderbarer Tag.
Vor allem mal ohne dieses ständige Rumfotografierenmüssen, was ja seit dem Verlust der Schutzkappe des Objektivs gleich noch anstrengender geworden ist.

Zur Not tun’s auch mal die Schnappschüsse vom Smartphone, sogar für Reportagen.

Oh, just one kiss from you, my brother (and we’ll ride until we fall)

Vom Wasser übers Wasser ans Wasser (2).

Die Schweden sind schon anders als wir, resp. als ich.
Morgens im Frühstücksraum des Hotels (für mein Empfinden: Speisesaal der Jugendherberge) steht man am Kaffeeautomaten Schlange. Kommen die Schweden untereinander wartenderweise sofort ins Gespräch (um 7:30 Uhr und vor dem ersten Kaffee!), schnappen sich dann ihr Tablett, wechseln den Platz, um sich mit den Kaffeeautomaten-Mitwartenden an einen Tisch zu hocken (Fremde zu Fremden!). Bewundernswert und gruselig zugleich. Beim Frühstück eine halbe Stunde lang mit Unbekannten freiwillig Smalltalk machen, au weia. Ich bin ja gerade morgens extrem froh um meine Ruhe.

Vermutlich hängt diese Verhaltensweise irgendwie damit zusammen, dass der Schwede Campingurlaub und andere Menschen seiner nächsten Nähe grundsätzlich liebt und daher auch mit Gemeinschaftsbädern keinerlei Problem hat. Wenn Sie schon in Schweden unterwegs waren, werden Sie das Phänomen kennen: zum Teil gibt es bis in die 3-Sterne-Kategorie hinein kein eigenes Bad zum gebuchten Zimmer dazu, da muss man oft lange suchen und einige Kronen zusätzlich hinblättern.

Gewöhnungsbedürftig sind auch die Butterpötte mit Spachtel drin. Schon oft gesehen an schwedischen Frühstücksbuffets, bis hin zur 4-Sterne-Unterkunft. So auch heute Morgen. Nix kleine, hygienische Portiönchen, nein!
Ein Plastikpott mit Streichmesser drin, in die kalte Masse schräg hineingerammt, später, wenn das Fett weicher ist, am Pottrand lehnend, noch mit den Fettschlieren des Vorgängers dran. Da kommt dann jeder mit seiner Semmel, seiner Scheibe Brot oder seinem Knäcke vorbeispaziert und spachtelt sich mit ein und demselben Werkzeug die Butter aufs Gebäck.
Gut, das ist wurscht, wenn man zu den ersten Personen an dem noch weitgehend unberührten Pott gehört, aber nicht jeder möchte um 7:30 Uhr Frühstücken. Ich eigentlich auch nicht, nur was will man machen, wenn man die Nacht wieder auf 90x200cm verbringen durfte…

Was mich auf ein anderes, unerklärliches Schweden-Phänomen bringt.
Die schwedische Hygieneauflage, die Sie – egal in welcher Art Unterkunft – auf nahezu jeder Matratze vorfinden. Ein ca. 3 bis 8 cm dickes, weiches Polster in Matratzengröße, ummantelt von einem Bettlaken. Drunter ist dann die eigentliche Matratze, von deren Beschaffenheit Sie kaum etwas mitbekommen, weil Sie ja auf diesem Polster liegen bzw. einsinken. Ist die Matratze drunter dann auch noch eine zu weiche, ja dann pfiat di!
Bei vorherigen Schwedenreisen, als ich noch jünger und fitter war (intakter Ellenbogen usw.), habe ich gelegentlich abends die Betten umgebaut: Leintuch abgezogen, Hygieneauflage zusammengerollt und in den Schrank gestopft, Leintuch auf die eigentliche Matratze gelegt – und am nächsten Morgen den ganzen Spaß wieder retour. Mach ich nicht mehr, zu anstrengend. Bin jetzt in der Lebensphase angekommen, in der man mit Bierkiste reist und so auf die nötige Betäubung bzgl. der Inkommoditäten der Nacht hofft.

Letzte Besonderheit aus der heutigen Lästerkiste: schwedische Bäder. Falls Sie ein eigenes Bad ergattern und dann natürlich einen entsprechenden Aufpreis für Ihre Übernachtung zahlen, seien Sie bloß nicht enttäuscht! Ihr Bad ist vermutlich winzig und nicht im Entferntesten mit Bädern in deutschen Hotels (derselben Preiskategorie) zu vergleichen.
Nix Duschwanne oder bodentiefe Dusche oder Glaswände um die Duschkabine. Schlichte Nische mit IKEA-Vorhang davor, je nach Hotelkategorie unten leicht verschimmelt oder nicht, Boden zum Duschabfluss hin etwas geneigt, aber wenn Sie kein 2-Minuten-Duscher sind, steht danach das halbe Bad unter Wasser. Dafür steht in Duschnähe stets ein Schrubber, mit dem können Sie dann das Wasser Richtung Abfluss zurückschieben.
Aber Obacht bei diesem Tun! Ihr Bad ist wie gesagt winzig, also hauen Sie sich bloß nicht beim Wasserschieben Ihren eh schon lädierten Ellenbogen an der Waschbeckenkante an und rammen Sie Ihr Knie nicht gegen die Toilette!

Ja, so schaut die Realität in schwedischen Hotels aus. Vielleicht nicht im 5-Sterne-Sektor, aber da können wir nicht mitreden, weil schon das schwedische 3-Sterne-Hotel preislich oft die Kragenweite eines deutschen 4-Sterne-Superior-Schuppens hat.
Wir wollen ja hier nicht nur irgendeine Bullerbü-Idylle vorgaukeln, deshalb berichten wir auch solche Details.

*****

Und nun zum Bullerbü-Part des Tages.
Schweden ist bunt, Schweden ist freundlich, Scheden ist weit, Schweden ist lässig und wunderschön.
Fahrzeit heute, von der West- zur Ostküste: fast 5 Stunden, davon 4 auf der Autobahn. Nicht zu vergleichen mit dem Stress und Gedrängel auf deutschen Autobahnen. Hier ist nix los, von den Ballungsräumen mal abgesehen, aber die berührten wir heute nicht. 3,5 von 4 Std mit Tempomat gefahren, 120km/h eingestellt, durchschnittlicher Spritverbrauch am Tagesende unter 5 Liter (trotz voll beladener Karre), völlig entspanntes Gondeln durch schönste Gegenden, Musik an, Fenster offen, gesungen, geguckt, gefreut. Toll, wirklich toll. Bob Seger, Smokie, Suzi Quatro – herrliche Reisemucke.

Mittags am Vätternsee gehalten, GoogleMaps hatte mir da bei der morgendlichen Recherche einen Hundbadplats ausgewiesen, etwas außerhalb von Gränna, was ziemlich genau in der Mitte der heutigen Strecke lag.
Der See ist riesig, das vermeintlich andere Ufer lediglich die Insel Visingsö, das Wasser blitzsauber und badewarm.

Wir spazieren einen menschenleeren Uferweg entlang, lungern lange in einer der einsamen Buchten herum, der Hund hat seinen Spaß, ich meine verdiente Autofahrpause. Weiter bis zum Hafen von Gränna, dort ein Wienerbröd und einen Kaffee, dann auf in die kleine Stadt!

Fika am Hafen: Man ist nie lang allein!

Die Schweden sind ein geselliges Volk und gern in der Gruppe unterwegs.

Die ist nämlich berühmt für ihre Polkagris-Zuckerstangen, diese vorwiegend in den Landesfarben Österreichs geringelten, pappigen Plombenzieher, die mir völlig egal sind, so wie mir auch Bonbons aller Art und Couleur schnuppe sind, aber schön anzuschauen ist’s allemal und es passt zum bunten Schweden, dieses Zuckerwerk.

Eine ganze Touristenmeile voller Süßwarenshops, ich suche den originalsten dieser Läden auf (den von Tante Amalia), natürlich darf das Fräulein nicht mit hinein, aber wegen der Wespendichte vor dem Geschäft muss ich einen geeigneten Hundeparkplatz suchen und gott(!)seidank entdecke ich direkt gegenüber eine Kirche mit kühlen, schattigen Steinstufen vor dem Eingang, für die sich niemand interessiert (weder für die Kirche, noch für die kühlen Stufen), weil ja eben auf der anderen Seite dieser Zuckerladen ist, durch dessen Fenster ich Pippa auch noch wunderbar im Blick habe (paranoid wie man ist, seit vor einem Münchner Drogeriemarkt mal ein dort angebundener Dackel gestohlen wurde, ein Erlebnis, das mich wochenlang und bis in die nächtlichen Träume hinein verfolgt hat).

Danach noch weiter durch den hübschen Ort gestreift, dann hinter dem Friedhof einen Feldweg hinunter zum Vätternsee und auf dem schönen Uferweg mit einigen Badestopps wieder zurück zum Auto.
Der Hund schmeißt sich nach dieser 2,5-stündigen Tour selig und müde auf sein Reiselager. Der Mensch setzt sich selig, weil der Hund selig ist, wieder ans Steuer und fährt müde weiter.

Das Tankerlebnis spare ich mal aus dem Bereicht aus. Es wäre jedenfalls schneller gegangen, wenn der blöde Automat neben der Zapfsäule (man tankt hier mit vorautorisierter Kreditkarte) nicht nur schwedisch gesprochen hätte.

*****

Am späten Nachmittag erreichen wir Oxelösund und das Schloss, in dem wir die letzte Nacht auf dem Festland verbringen.
Ein etwas in die Jahre gekommenes Anwesen, dennoch sehr charmant. Unser hübsches Zimmer keine 10m² groß, das Bad höchstens 1,5m², aber das Gelände drumrum bietet ja Platz genug.

Nochmal ein längerer Spaziergang, anschließend eine warme Mahlzeit im Schlossrestaurant, danach auf dem Zimmer eine Schneider Weiße – und nun ab ins Bett.

*****

Next stop: Nynäshamn.
Von dort dann mit der Fähre nach Gotland.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie manch anderer es schafft, von München aus in zwei Tagen die 2.000 Kilometer bis hierher durchzubrettern. Klar, das spart einem vier Übernachtungen, aber ich müsste diese Ersparnis ganz sicher mit völliger Erschöpfung büßen und sehen täte man da ja unterwegs auch nichts.
Dem Dackelfräulein sei Dank muss und darf ich langsam reisen!

Gute Nacht aus Oxelösund wünschen –
die Kraulquappe & das Dackelfräulein.

Vom Wasser übers Wasser ans Wasser (1).

Heute nochmal eine lange Strecke: Westküste bei Helsingborg morgens verlassen. Mittags Gassipause mit Schwimmen und Sightseeing am Vätternsee (dass sowas noch „See“ heißt, ist kaum zu fassen, bei der Ausdehnung und Weite!).
Abends an der Ostküste angekommen.

Das Dackelfräulein fand den Vättern großartig. Weil nicht so salzig wie das Meer und daher besser zum Schnorcheln geeignet. Gleichwohl fehlte der Seetang zum Spielen. Dafür schöner Wellengang. Sehr wohltuend.

Aber sehen Sie selbst:

Das ging eine halbe Stunde so dahin. Und hätten wir nicht weiter gemusst, säßen wir da noch immer.

In meinem nächsten Leben werde ich Hund. Sagte ich das schon mal?

Ankomst!

Ein alter Rock ’n‘ Roll-Fetzen von Mott the Hoople begleitete mich heute über die Große-Belt-Brücke. Das lag an der Shuffle-Funktion und war somit Zufall – ich hatte keinen besonderen Song ausgewählt, so schön diese Brücke auch ist.

Nicht so auf der Öresundbrücke, da lief „Across the border“, so wie die letzten beiden Male auch. Weil das die Brücke meines Lebens ist. Keine fand ich je schöner, keine hatte je eine größere Bedeutung für mich.

Da glitzert fast acht Kilometer lang links und rechts das Wasser, man nähert sich ganz langsam dieser grandiosen Konstruktion aus Schrägseilpfeilern, fährt dann mitten durch die hindurch, links hinten am Horizont ragt knallweiß der Turning Torso von Malmö in den schwedischen Himmel hinein, davor strahlt der Ribersborgstrand, rechts hinten funkelt der Bunkeflostrand, den ich nur wegen seines wunderbaren Namens erwähnen möchte, und zum Glück ist die Brücke sehr lang, weil von den 7,8 Kilometern sehe ich mindestens auf 5 Kilometern all diese Schönheit um mich herum ja nur wie durch einen Schleier, denn so wie bei den ersten beiden Überquerungen heule ich auch beim dritten Mal sofort los als ich die Pfeiler, das Meer und den Turning Torso erblicke und Bruce währenddessen diesen Wahnsinns-Song singt, und frage mich, in wie vielen der 17.000 Kfz, die täglich diese Brücke passieren, wohl noch jemand sitzt, dem es so geht, und dann würge ich die Musik ab, um eine dieser Tränenintensivierungsquellen augenblicklich abzuklemmen, schließlich muss ich ja noch auf die Straße gucken können, aber das Abschalten der Musik hilft nicht allzu viel und so komme ich ziemlich verheult auf der anderen Seite, in Schweden, an, wo mich prompt nach dem Abkassieren der Brückenmaut, was leider mittlerweile kein Mensch mehr macht, erst recht nicht Dr. T., eine Anspielung, die man jetzt nicht verstehen muss, weil sie auf einem Traum basiert, sondern nur noch eine schnöde Maschine, ein schwedischer Zollbeamter irritiert anschaut, obwohl ich mich echt bemühe, ein Lächeln aufzusetzen, aber das scheint auch nichts zu nützen, denn er fragt trotzdem, ob alles ok ist und wo ich herkomme und wo ich hinwill und guckt auf meinen Ausweis, von dem ihn ein Blondchen anguckt, das nicht mehr viel mit mir zu tun hat, der Rest des Ausweises allerdings umso mehr, und als er mir den Ausweis durchs offene Fenster wieder hineinreicht, da reicht es dem bis dahin friedlich schlummernden Fräulein endgültig mit den Behelligungen durch fremde Männer und sie wufft sehr ungnädig und sehr hörbar, weshalb der Zollbeamte überhaupt erst den Hund auf der Rückbank bemerkt und dann tatsächlich nach dessen Einfuhrbescheinigung fragt, klar, von so einem Löwen wollen sie schon die Papiere sehen im friedliebenden Schweden, also muss ich doch zur Seite fahren und die Zollbescheinigung aus meiner Mappe rausfummeln, in der ich ordentlichst alle Papiere für die ganze lange Reise verwahre, aber es sind halt eine ganze Menge Blätter, also dauert es ein wenig, was dem Zollbeamten etwas Leerlauf beschert und ihn auf die Idee bringt, mal in den Kofferraum gucken zu wollen, denn wo ein Löwe an Bord ist, ist vielleicht die Anaconda nicht mehr weit, also steige ich auch noch aus und öffne die Heckklappe, und sofort hat man ja sowas wie ein inneres Zittern und ein schlechtes Gewissen wegen der Kiste Weißbier da hinten drin, obwohl man weiß, dass das ja keine 20 Fässer Schnaps oder 20 Säcke Kokain sind, sondern ein harmloser Kasten mit 20 Flaschen Bier, aber trotzdem, wenn ein Uniformierter in den Kofferraum schauen will, geht die Pumpe sofort schneller, und schon fragt er mich nach Alkohol und Zigaretten und anything to declare, ob und wenn ja, wie viel, ich zeige ihm willig den blauen Träger, nicht den meines BHs, sondern den, in dem noch 18 Flaschen Schneider Weiße TAP7 stehen, erst 1 getrunken und 1 der Braunschweiger Freundin geschenkt, damit die mal ein richtig gutes, bayrisches Weizen, wie sie’s ganz unbayrisch nennt, zu trinken bekommt, und der Zöllner guckt, wie ich meine, schwer neidisch auf das Importgut und nickt dann, und ich erkundige mich pseudo-beflissen und mir die letzten Tränen von der Wange wischend, wie viel Bier man eigentlich mitnehmen dürfe, denn so ein Eigenbedarf ist ja recht relativ und bemisst sich ja stark an der geplanten Verweildauer, aber zu meiner Entlastung erfahre ich, dass ich bereits für einen Tag Aufenthalt in Schweden eine ganze Kiste Bier einführen dürfte, na Prosit, das packt vielleicht ein Schwede, denke ich, und muss dann lachen, der Beamte lacht jetzt auch und nun darf ich wieder einsteigen und weiterfahren und bin etwas vergrätzt, weil man ja nicht mal mehr in Ruhe seine Ergriffenheitstränchen vergießen und diese hochemotionalen Minuten des Grenzübertritts auf dieser Wahnsinnsbrücke und des Ankommens in Schweden ungestört zelebrieren kann, aber wenigstens ist es mir nun möglich, den Bruce-Song zuende zu hören ohne wegen Blindheit gegen die Leitplanke zu fahren.

Vielleicht gibt’s nachher noch ein paar Fotos von den nicht verheulten Momenten des Tages, aber jetzt möchte das Dackelfräulein nochmal hinunter an den Hundestrand.

Von der schwedischen Westküste senden wir ganz herzliche Grüße!

Tonight my bag is packed
Tomorrow I’ll walk these tracks
That will lead me across the border

Tomorrow my love and I
Will sleep ’neath auburn skies
Somewhere across the border

We’ll leave behind my dear
The pain and sadness we found here
And we’ll drink from the Bravo’s muddy water

Where the sky grows gray and wide
We’ll meet on the other side
There across the border

For you I’ll build a house
High upon a grassy hill
Somewhere across the border

Where pain and memory
Pain and memory have been stilled
There across the border

And sweet blossoms fill the air
Pastures of gold and green
Roll down into cool clear waters

And in your arms ’neath open skies
I’ll kiss the sorrow from your eyes
There across the border

Tonight we’ll sing the songs
I’ll dream of you my corazón
And tomorrow my heart will be strong

And may the saints‘ blessing and grace
Carry me safely into your arms
There across the border

Sweet Soltitüde oder: Ein Streifzug durch Flensburg.

…und als ich die Autotür öffnete, roch das Dackelfräulein sofort das Meer und war nicht mehr zu halten!

„Solitüde“, so heißt der Strand an der Flensburger Förde – und er machte seinem Namen alle Ehre – wir hatten ihn  nahezu für uns allein…

…und einen Heidenspaß hatten wir auch: Fangen gespielt, Löcher in den Sand gebuddelt, an Krabbenscheren genagt, im Seetang verheddert,… – eigentlich wollten wir bis Flensburg-City marschieren, sind dann aber im wahrsten Sinne des Wortes schon vorher gestrandet, weil Seeluft und Sport so hungrig machen. In der „Sprotte“ am Ballastkai eingekehrt und für den weiteren Spaziergang gestärkt.

Weil die Großgrabungen am Strand die von der Klimaanlage im Auto eh schon strapazierten Dackelaugen noch mehr angegriffen haben, erstmal eine Apotheke aufgesucht, um die gestern von Andrea empfohlenen Tropfen zu besorgen. Die sind gottseidank vorrätig und die Apothekerin hilft gleich noch beim Verabreichen und daraus ergibt sich ein längeres Gespräch und daraus dann mein weiterer Nachmittag.

Ich hatte mich ja auf Flensburg nur insofern vorbereitet als ich recherchiert hatte, dass es hier ein Schwimmbad mit 50m-Becken gibt (und ich wollte irgendwo nahe der dänischen Grenze Station machen). Die Quartiersuche hier hat mich dann so frustriert (Hotels überwiegend ungünstig gelegen und sehr teuer, Hundmitnahme ebenso – oder gleich verboten, daher landete ich in dem Landhotel ein Stück außerhalb), dass ich keine weiteren Pläne geschmiedet habe. Das hat mir dann heute Nachmittag die Apothekerin abgenommen, eine gebürtige Flensburgerin und ebenfalls Hundebesitzerin. Sie zeichnete mir eine Route auf, bei der wir auf ruhigen Nebenwegen einiges von der Stadt sehen würden und ich zog neugierig mit dieser Skizze los.

Flensburg ist ein Eldorado für Innenhof-Freaks! Einer schöner als der andere! Mit Geschäften, Cafés, Galerien, Praxen, Schnapsbrennereien, Töpfereien, Goldschmieden, Musikkneipen etc. – absolut traumhaft!

Und etliche harmonische Katzenbegegnungen – das gab’s noch nie.

Nach der Innenhöfe-Tour waren wir nochmal in der Apotheke, denn so war’s vereinbart. Die Apothekerin passte erstmal ein Viertelstündchen auf Pippa auf, damit ich im Drogeriemarkt eine Nagelbürste kaufen konnte, die ich nicht etwa für meine oder Pippas Krallen brauche, sondern zur Reinigung meiner Schuhsohlen (sie wollen nicht wissen, wovon). War ja klar, dass man irgendwas daheim vergessen würde.

Mit Nagelbürste zur Apotheke zurückgekehrt, Pippa lag auf dem Ledersofa neben dem Hustenbonbonregal und neben ihr bereits ein Zettel, auf dem meine weitere Route  notiert war. Wir verabschiedeten uns und das Fräulein und ich zogen erneut los.

Nach fast sieben Stunden Unterwegssein schließlich ein Feierabendbier am Hafen genehmigt, sogar die passende Marke hatten sie in der Bar. Mit ein paar Dänen den Tisch geteilt und über Aarhus gesprochen, wo ich unbedingt auch nochmal hin muss (sowas hier ist doch einfach der Hammer, finden Sie nicht auch?).
Übrigens: Wenn Dänen Deutsch sprechen klingt das um ein Vielfaches süßer als wenn ein Deutscher sich am Dänischen versucht. Die lispeln manche Silben so nett.

Nebenbei endlich erfahren, warum Flensburgs Hotellerie und Gastronomie so teuer ist: es liegt an der Nähe zum teuren Dänemark. Da kann man die Reisenden gen Norden schon mal aufs skandinavische Preisniveau einstimmen, und die paar Dänen auf der Durchreise in den Süden stört’s nicht, weil die sind’s ja von daheim eh so gewohnt. Ach so ist das. Nächstes Mal dann doch lieber wieder in Kiel Station machen (das dortige Schwimmbad war ja auch recht passabel).

Für Nacht Nr. 2 im Landhotel muss ich jetzt noch diverse Vorkehrungen treffen, damit sie sich qualitativ zumindest ein bisschen von Nacht Nr. 1 unterscheiden wird. Auch hier wieder so eine überflüssige Vorbereitung der Flensburger Hotelbetriebe auf die skandinavischen Sitten: ein Doppelzimmer besteht meist aus zwei Einzelbetten. Im meinem aktuellen Fall stehen die extrem weit auseinander, dazwischen noch zwei Möbelstücke. Aber wir kommen in einem 90cm breiten Bett einfach nicht zurecht, denn so ein Dackel liegt weder am Fußende noch längs oder am Rand, sondern mittig und quer – und damit ist die Bettbreite an einer für Menschen recht unpraktischen Stelle bereits voll ausgeschöpft und man hat nächtens nur die Wahl zwischen mehrfachem Gerangel oder Rückzug ins Hundekörbchen.

Daher verabschiede mich nun zum Möbelrücken. Anschließend muss das Belüftungskonzept noch angepasst werden (ein an einem See gelegenes Hotel ohne Fliegengitter vor den Fenstern ist eine Zumutung, erst recht, wenn alle Zimmer südseitig ausgerichtet sind und sich tagsüber ordentlich aufheizen) sowie Durchführung einer kleinen Maßnahme im sozialen Bereich (Zimmernachbar, Typ Bud Spencer). Habe also noch gut zu tun.

Morgen dann großer Brückentag: via Dänemark hinüber nach Schweden.
Große Vorfreude auf die beiden Mega-Brücken über den Großen Belt und den Öresund!
Next Stop: Helsingborg.

Schlafen Sie gut, insektenfrei, kühl, mit viel Ruhe und Platz!