
Diese Galerie enthält 12 Fotos.
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Seit Dienstagabend also auf Eiderstedt. Um die Ecke von Witzwort.
Kein Zufall, die Wahl dieser Region.
In meiner frühen Teenagerzeit verbrachte ich zweimal die Sommerferien in einem Ferienlager in St. Peter-Ording und habe von dieser Zeit tatsächlich noch mehr in Erinnerung behalten als die allabendliche Jugenddisco in der Turnhalle, den Kiosk mit den gelb-rosa-geringelten Schaumschlangen für 20 Pfennig das Stück und den blonden Timo, in den fast alle Mädchen aus der Gruppe zwei Sommer hintereinander verliebt waren.
Nämlich den tollen, riesigen Sandstrand von St. Peter-Ording. Oder Tönnig, Husum, Friedrichstadt und Heide.
Man wurde ja in den je dreiwöchigen Aufenthalten von den Gruppenleitern zu diversen Ausflügen kutschiert, damit man nicht nur in der Disco herumhopste, Zuckerschlagen futterte und sich den Kopf über diesen Timo zerbrach.
St. Peter-Ording hat sich, kaum war man mal 33 Jahre lang nicht mehr hier, fast schon zu einem zweiten Sylt gemausert. Alles aufgehübscht, nicht ganz so nobel wie auf Sylt, aber auch eher für den dickeren Geldbeutel, immerhin die Kuchenstücke noch unter Münchner Preisen (und weit unter den schwedischen sowieso).
Eh ein strategischer Vorteil: Nach über zwei Wochen in Schweden an die deutsche Nordsee fahren, das fühlt sich dann plötzlich alles so günstig an und man könnte glatt mal wieder entspannt in Restaurants gehen.
Tut man dann aber gar nicht, weil das Ferienhaus so gut ausgestattet und so gemütlich ist, dass man froh ist, nicht irgendwo anders sitzen zu müssen mit womöglich hässlichem Geschirr oder mittelmäßigem Essen oder unpassender Beleuchtung oder nervigen Menschen am Nebentisch.
Unser Quartier an der Nordsee…
…mit echten Fenstern (zum echten Öffnen und Lüften), ohne Klimaanlage und einem nicht überzuckerten, frischen Müsli.
Auch das Fräulein und die Gitti haben sich hier sehr schnell gut eingelebt.
Auf dem Grundstück nur ein Mitbewohner:
Meister Lampe hockt täglich vor der Tür…
…oder sprintet durch den Garten.
Dann noch sieben Nachbarn gegenüber:
Wollen Sie wissen, wie man so ein Foto schießt?
Ganz einfach: Platzieren Sie einen Dackel auf der anderen Seite des Weidezauns. Warten Sie 20 Sekunden. Drücken Sie ab.
Ansonsten: Wasser, Wind, Weite. Licht, Luft, Leere.
So kann man dem Motto dieses Blogs endlich mal wieder ausgiebig nachgehen.
Und tut es auch.
Ab und an mal ein Ausflug, das Dackeltier muss ja bewegt werden. Vor allem, wenn man wieder ins Schwimmbad möchte, denn ein müder Dackel verschläft den Schwimmbadbesuch ganz unkompliziert im Auto.
Nach einem langem Marsch auf Nordstrand zurück nach Husum, dort ins Schwimmbad. Absurde Öffnungszeiten (6-8 Uhr und 14-18 Uhr), 25m-Becken, modernisierter 70er-Jahre-Bau, da vermisst man Schweden dann wieder, aber es ist nicht fair, die Schwimmgelegenheiten in einer 20.000-Einwohner-Stadt wie Husum mit den Optionen in Stockholm oder Malmö zu vergleichen, also meckern wir nicht, sondern sind zufrieden, überhaupt im Wasser gewesen zu sein, außerdem hatten wir das Becken fast für uns alleine.
Danach ein Streifzug durch Husum, die „Stadt der kurzen Wege“, wie sie auch genannt wird, was uns nach Gassigehen und Schwimmen sehr entgegenkommt.
Einladende Cafés (sogar zum Verweilen 😉 ) mit leckerem Kuchen, warmes Septemberlicht lässt die Backsteinfassaden noch wärmer erstrahlen, Storm an allen Ecken und Enden: nicht nur seine Wohnhäuser gekennzeichnet, nein, auch das des Großvaters oder der Cousine oder der Patentante.
Trotzdem & nebenbei das innere Fazit: So ein Kleinstadtleben, das ginge gar nicht. Einsames Haus in den Bergen oder an der Küste vielleicht, womöglich auch Dorfleben (zumindest als Wochenendoption), aber eine Kleinstadt, das führte auch bei noch so schönen Fassaden und warmer Septembersonne direktemang in die Beklemmung, wenn nicht gar in die Depression (zumindest wenn man da erst jetzt, also in schon fortgeschrittenem Alter hinzöge).
Eine kleine, leise Vorfreude auf die Heimat blitzt erstmals wieder auf, bislang nicht viel an „daheim“ gedacht, vor lauter Genießen des Unterwegsseins und all der neuen Eindrücke.
Kurz vor der Rückkehr zum Parkplatz noch hier vorbeigekommen:
Der Husumer Zweitwohnsitz von Miss Langstrumpf.
Ein Gefühl wie: Der Kreis schließt sich.
Aber ein paar Runden drehen wir noch. Bleiben Sie also dran!
Stürmische Nacht in Onsjö.
Der Wind rüttelte acht Stunden lang an der Terrassentür des Hotelzimmers. Viel wachgelegen, früh aufgestanden.
Beim Frühstück erfahren wir: Die Frau des Hotelchefs betreibt eine Hundeschule, gestern erst, bis kurz vor unserer Anreise, fand ein Spezialtraining statt. Wir fragen nach, was für ein Kurs das war. Und staunen nicht schlecht, als wir hören, dass eine Spezialeinheit an Hunden zu Gast war, die zum Bed-Bug-Dog ausgebildet werden.
Bettwanzen! Dieses mittlerweile weit verbreitete Problemthema in der Hotellerie (und in Ferienwohnungen/-häusern und Alpenvereinshütten), man spricht meist nur hinter vorgehaltener Hand drüber. Kaum hört man sowas, juckt’s einen auch schon (kennen Sie dieses Phänomen? – Ich hab das sogar, wenn mir jemand von Mücken oder Ameisen berichtet!).
Hatte bislang erst zweimal das Vergnügen: In einem recht guten Hotel im Havelland und auf der Tutzinger Hütte unterhalb der Benewand (seither weiß ich auch, dass das Bettwanzenthema keine Frage der Unterkunftskategorie ist). Nicht schön, weil diese Wanzenbisse einem Beulen bescheren, die Wochen brauchen, bis sie abgeheilt sind.
Jetzt setzen sie also Hunde an auf die fiesen, kleinen Blutsauger. In Schweden können sich Hotels, die ihre Zimmer täglich von zertifizierten Bed-Bug-Dogs überprüfen lassen, bereits ein spezielles Gütsiegel verleihen lassen (bed-bug-free). Was es nicht alles gibt!
Tylösand: Sturm, Strand, Hund und ich.
Beim Strandspaziergang nach dem Frühstück geht mir immer wieder die Frage durch den Kopf, wie das wohl in der Praxis laufen mag: Wenn der Wanzenwasti anschlägt, ja, schmeißen die dann die kontaminierte Matratze weg und legen eine neue hin (aus dem garantiert wanzenfreien Matratzenlager im Hotelkeller mal schnell hochgeholt) oder kommt dann doch die große Chemiekeule zum Einsatz (die dem Allergiker dann noch mehr zusetzt als der Wanzenbiss es getan hätte)? Und das ausgerechnet in einem Land, in dem man den Großteil aller Fenster nicht öffnen kann (im Ernst – ich werde dazu noch berichten, sofern ich ein Schlussplädoyer verfasse), so dass man die giftigen Dämpfe nicht mal rauslüften könnte? Wie genau sieht das Procedere in einer verwanzten Unterkunft aus?
Leider hatten wir das nette kleine (natürlich bettwanzenfreie) Hotel in Onsjö, in dem ich wohl eine Antwort auf diese Frage hätte erhalten können, bereits verlassen und waren erst in Tylösand und danach auf dem Weg nach Malmö.
Und in Malmö ist freilich keine Zeit mehr, um über blutrünstige Bettgenossen nachzudenken.
Denn Malmö ist auch beim vierten Besuch einfach nur wunderbar.
Malmö: Der Stadtteil Västra Hamnen mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Turning Torso.
Wenn ich jemandem, der in seinem Leben nur 1 Tag in Schweden verbringen dürfte, 1 Ort für diesen 1 Tag empfehlen müsste – dann wäre es definitiv Malmö.
Hier fand ich schon bei meinem allerersten Besuch vor Jahren alles, was mich froh stimmt und glücklich macht: eine hübsche, überschaubar große Stadt (und v.a. auch eine junge Stadt – wegen all der Studenten), direkt am Öresund gelegen (bei gutem Wetter sieht man die Silhouette Kopenhages auf der anderen Seite des Sunds), viele schöne Cafés (für Regentage mit Hund: das Café Knus, für sonnige Tage mit Hund: das Café Slottsträdgården), tolle Altstadt (die Gassen rund um den Lilla Torg sind bezaubernd), ein richtiger Sandstrand (Ribersborgstranden), alles zu Fuß erlaufbar (wenn man drei bis vier Stunden Laufzeit am Tag mag und packt), zudem eine radlerfreundliche Stadt (gut ausgebautes Netz an Radwegen), tolle Museen (vor allem das Moderna Museet), nette Geschäfte (der Ramsch hält sich angenehm in Grenzen), ein historisches Badehaus in großartiger Lage (von der Sauna aus können Sie ins Meer gucken oder anschließend reinspringen), zudem noch eine moderne Schwimmhalle mit 50m-Sportbecken (Hylliebadet, am südlichen Stadtrand gelegen) und überdies auch noch eine hundefreundliche Stadt, wahrscheinlich die hundefreundlichste in ganz Schweden: nix eingezäunte, staubige, abgegraste, trostlose Hundezonen wie überall sonst in schwedischen (resp. skandinavischen) Städten, sondern ein weitläufiges Wiesen-Areal direkt unterhalb des modernen Stadtteils Västra Hamnens (das ebenfalls absolut sehenswert ist) steht den Vierbeinern hier zur Verfügung (ein Ort, an den man wirklich gern mit Hund hingeht, inkl. Übungs-/Spielplatz, mit dem man etwas anfangen kann).
Aber vor allem ist es der Blick auf diese Brücke, den ich so liebe. Oder der zum Turning Torso.
Die Öresundsbron.
Das allein ist ja eh schon mehr als genug für einen Tag.
Stockholm (Friday 13th for Future und Abreise) – Mariefred (Schloss Gripsholm und Systembolaget) – Mariestad (Insel Torsö und Vänernsee) – Göteborg (Ullevi und Gassigehi) – Falkenberg (Strandspaziergang und Laxbutiken) – Halmstad (Wind und Weißbier) – um nur einen Ausschnitt der letzten 57 Stunden zu nennen.
Sie werden verstehen, dass da keine Zeit mehr zum Bloggen blieb.
Unsere kleine Reisegruppe hat sich nun von der schwedischen Hauptstadt bis an die Westküste weiterbewegt.
Statt eines langen Berichts lassen wir einfach – chronologisch und nach Stationen geordnet – ein paar Bilder sprechen, zumal jetzt noch ein Nachtgassi bei Mega-Küstenwind ansteht und wir danach gleich in die Koje wollen.
Herzliche Grüße aus Onsjö, einem kleinen Nest zwischen Gullbrandstorp und Frösakull!
*****
Freitag, der 13.: Abreise in Stockholm, via Mariefred bis an den Vänern.
Aufzug in unserem Quartier in Kungsholmen.
Kurz vor Abreise beherrschte man endlich die diversen Lichtobjekte (per Fernbedienung steuerbar).
Der Vermieter hatte (für alle Fälle) ein paar Gästeschlappen dagelassen.
Die Wanduhr stand still, nur die Lüftung nicht: Die Schweden lieben geschlossene Fenster und permanent laufende Lüftungen oder Klimaanlagen.
Schwedische Gemütlichkeit: Vor lauter Kissen konnte man das Sofa kaum noch sehen, geschweige denn, sich darauf niederlassen 😉
Samstag: Gemütlicher Ausflugstag rund um Mariestad, Torsö und den Vänernsee.
Heute: Abreise in Mariestad, via Göteborg hinüber zur Westküste, bis kurz vor Halmstad.
Weil Städtetouren dem Dackelfräulein nur bedingt Freude bereiten, obwohl wir jede mögliche Grünanlage in solche Exkursionen einbauen, geht’s gleich weiter nach Falkenberg, an einen der herrlichen Westküstenstrände…
…und mittlerweile zieht’s am Strand wie Hechtsuppe, so dass der kleine Hund fast abhebt!
Servus, Visby *** Leb wohl, Gotland *** Adieu, Ö!
Ein bisschen bricht’s mir das Herz, aber es überwiegt die Dankbarkeit: für eine wunderbare Zeit, für viele neue Erfahrungen, Begegnungen und Eindrücke.
Ein letzter Blick zurück…
8 Tage Sonne, 1 Tag Nieselregen, 1 heftiges Abendgewitter – und zum Auslaufen der Fähre ein paar Wolken über Visby.
Tagsüber einen langen Stadt- und Strandspaziergang gemacht, dann zusammengepackt, die Hütte durchgefegt und zur letzten Fika nochmal runter in die Altstadt.
Gäste mit Hund bitte in den Hinterhof!
Zeit, um Ihnen zu danken für Ihre Begleitung und Ihre rege Anteilnahme – wir hoffen, Sie bleiben uns weiterhin treu, das schwedische Festland hat schließlich auch Einiges zu bieten.
*****
Zeit auch, um zurückzublicken, und diesen Rückblick mit Ihnen zu teilen.
In Bildern, die ja bekanntlich mehr sagen als all das Getexte, von dem Sie hier in den vergangenen Tagen eh schon genug ertragen mussten.
Fårökyrka.
Fåro, Friedhof.
Fårö, Grabstätte der Bergmans.
Fåro, Westküste: Auf dem Weg zu den Raukar.
Jetzt raten Sie mal, wie der berühmteste Raukar Gotlands heißt?!
Hund, auf dem Weg zum Hund.
Hund, desinteressiert am Hund.
Back in Visby!
Des Fräuleins Fund.
Pippi-Langstrumpf-Morgengassi.
Unsere kleine Villa Villekulla.
Auch Poller können schön sein!
„Hej hej, jag heter Pippa, och du?“
Trieb mich zur Weißglut: die Mechanik meines Tores (und dann hätten Sie mal sehen sollen, wie man sich da auf den Millimeter genau einfädeln musste).
Abendstimmung am Hafen von Kovik.
Morgenstimmung in unserer Gasse.
Kalksteinkirche, Kalksteinmauer, Kalksteinwegmarke – das ist Gotland.
Klintehamn bei Dämmerung.
Pippa on peak: Die südlichste und höchste Stelle der Insel.
Hitchhiking: Der Körkmackar auf dem Dach meines Autos.
Der Dom zu Visby.
Öha, die Kirche von Öja!
Kalksteinmühle, Kalksteingehöft – das ist Gotland.
Öha, und nochmal Öja 🙂
*****
Nun sind wir an Bord gegangen…
Die MS Visborg bringt uns zurück aufs Festland…
…und wir haben unseren Sponsor ersucht, uns auch auf der Rückfahrt nicht zu den Promenadenmischungen gesellen zu müssen…
…ein Wunsch, der uns gottseidank erfüllt wurde…
…so dass nun jedes Tierchen sein Plaisierchen bekommt…
… – mit dem jeweiligen Ergebnis.
…und so Poseidon will, werden wir ein paar Stunden später in Nynäshamn wieder an Land gehen.
Und müssen uns dann – nach einem kurzen Gassi am dortigen Hafen – noch im Dunkeln bis nach Kungsholmen durchschlagen.
Das ist einer der westlichen Stadtteile Stockholms, in dem uns dann der Gatte und eine neue Schutzkappe für das Kameraobjektiv empfangen werden (in einer hoffentlich passablen AirBnb-Wohnung mit einem Parkplatz irgendwo in der Nähe und einem bereits fürs erste Frühstück gefüllten Kühlschrank).
Beides keine Selbstverständlichkeit, denn um ein Haar hätten das Dackelfräulein und ich uns auch in Stockholm noch ein paar reine Frauentage machen müssen. Wenn Sie nämlich einen Wissenschaftler heiraten, dann helfen auch die besten Listen und Vorbereitungen nichts, wenn… – ach, lassen wir das 🙃
Es gibt jedenfalls, wie ich seit gestern Abend um 23 Uhr weiß, am Münchner Flughafen ein Büro der Bundespolizei, wo täglich von 6:30 Uhr bis 21 Uhr „bei Erfüllung der entsprechenden Voraussetzungen“ sogenannte Notpässe ausgestellt werden.
Erfreulicherweise waren die Voraussetzungen entsprechend und Gatte samt Objektivschutzkappe durften nun heute Nachmittag nach Schweden einreisen.
*****
Zum Abschied (von Gotland, nicht von Ihnen!) haben wir bei einer finalen Schneider-Weißen in unserer Pet-Cabin fläzend den guten, alten STS-Song mal ein bisserl umgeschrieben und der Einfachheit halber (und natürlich auch wega da Hoiben) auf alle Satzzeichen verzichtet.
Sehen Sie’s uns bitte nach!
Die letztn Wochn warn so schee
Mir san in jeder Bucht der Insel gwen
Da Dackl, a wuide Piratnbraut
Rieacht des Wossa un is abghaut
An Gotlands ellenlangem Strand
Jede Menge weißer Sand
Hint im Auto nur noch Pfand
Nach zwei, drei Tagen hammas gspürt
Mia ham des Lebnsgfühl hier inhaliert
De Leit drahn si nach Pippa um
Was z’haus harmlos klingt, is‘ hier ganz dumm
In an Fisch rammt sie ihrn Zahn
Oder spuit si mit an Staan
Es is so anders als dahaam
Und irgendwann bleibm mir dann dort
Lassn ois liegn und stehn
Gehn von da Insel nimma fort
Darauf gebm ma uns as Wort
Wieviel Jahr a no vergehn
Irgendwann bleibm mia dann dort
In der bekloppten Arbeitswelt
Bist heit nur bei voller Kraft a Held
Doch Frust und Ärger bringts zu Hauf
Die Rechnung, die geht sowieso nie auf
Und irgendwann fragst di: Wieso
Quäl i mi da so schrecklich o
Und bin ned längst in Brucebo
Aber no is ned soweit
No was zum doa befiehlt da Rentnbscheid
Doch bevor da Herzinfarkt
Mi mit sechzig in die Windln prackt
Lieg i an Gotlands Sonnenstrand
A Bottle Weißbier in da Hand
Und steck de Fiaß in weißn Sand
Und irgendwann bleimb mia dann dort…
Nachsaisonidylle.
Tag 13.
Ganztags grauer Himmel, zwischendurch sogar ein bisschen Sprühregen. Schon gar nicht mehr gewusst, wie sich das im Gesicht anfühlt: Regen. Dafür erstmals seit Ankunft auf der Insel windstill. Dabei ist das jetzt eh wurscht, seit ich auf Farö diese türkise Beanie gekauft habe.
Beim Bergman-Museum. Im Fenster sehen die Bloggerin und ihre Beanie.
Wir laufen von Gnisvärd nach Västergarn, knapp zwei Stunden, immer am Strand entlang. Das Hundefräulein ist in Bestform, denn Sandstrand ist mega und all der Unrat, der in den Seetangteppich eingewoben ist, ist megamega.
Ich gucke ihr zu, mit welcher Energie und Begeisterung sie einen Fetzen Strandmatte aus dem Seetang zerrt und den Fund danach in die Luft wirft und sich drauf wälzt („Meins, meins!“) und aus den Augenwinkeln genau registriert, dass ich sie beobachte und dann an Artistik und Clownerie noch eine Schippe drauflegt.
Was für ein herzerfrischendes Lebewesen, dieser kleine Hund. Und was für eine treue Gefährtin – unglaublich, wie gut sie diese ganze Reise mit all den vielen Ortswechseln mitmacht (heute Morgen beim Abrubbeln nach dem Morgengassi das erste weiße Härchen auf ihrem schwarzen Dackelohr entdeckt und kurz schlucken müssen: sowas erinnert immer daran, dass bereits „Halbzeit“ sein könnte und ich will an diese Zeit niemals nicht erinnert werden).
Auf dem Rückweg dann Einkehr in Tofta. Das einzig offene Lokal weit und breit. Noch vom Strand aus angerufen und nachgefragt wegen des little well-behaved dachshund. Ist ok, heißt es. Und: Ja, es gibt warmes Essen. Nach einem Tag Selbstverpflegung in der Hüttenküche auch wieder schön.
Stängt! – wie fast alles hier.
Bekommt der Dachshund im Lokal sogar eine Decke und einen Wassernapf serviert und wird vom Hippiewirt mit Dreads und Flipflops (erwartet man irgendwie auch nicht im Restaurant eines 3-Sterne-Superior-Hotels, erklärt aber evtl. das OK zum Hund unterm Tisch) gefragt, wie er denn hieße und ich antworte: Sie heißt Pippa. Ha! Und da ist es wieder, dieses unverhohlene Grinsen!
Meine Empfehlung für Sie: If you’re female, travel through Sweden with a dog called Pippa – it’s awesome ‚cause you’re gonne have lots of fun & amusing acquaintances!
Weiße Kirche, schwarze Schafe, grauer Himmel – Gotland hat auch an tristen Tagen seinen Reiz, wenn man das Schlichte und Pure mag.
…und als ich die Autotür öffnete, roch das Dackelfräulein sofort das Meer und war nicht mehr zu halten!
„Solitüde“, so heißt der Strand an der Flensburger Förde – und er machte seinem Namen alle Ehre – wir hatten ihn nahezu für uns allein…
…und einen Heidenspaß hatten wir auch: Fangen gespielt, Löcher in den Sand gebuddelt, an Krabbenscheren genagt, im Seetang verheddert,… – eigentlich wollten wir bis Flensburg-City marschieren, sind dann aber im wahrsten Sinne des Wortes schon vorher gestrandet, weil Seeluft und Sport so hungrig machen. In der „Sprotte“ am Ballastkai eingekehrt und für den weiteren Spaziergang gestärkt.
Weil die Großgrabungen am Strand die von der Klimaanlage im Auto eh schon strapazierten Dackelaugen noch mehr angegriffen haben, erstmal eine Apotheke aufgesucht, um die gestern von Andrea empfohlenen Tropfen zu besorgen. Die sind gottseidank vorrätig und die Apothekerin hilft gleich noch beim Verabreichen und daraus ergibt sich ein längeres Gespräch und daraus dann mein weiterer Nachmittag.
Ich hatte mich ja auf Flensburg nur insofern vorbereitet als ich recherchiert hatte, dass es hier ein Schwimmbad mit 50m-Becken gibt (und ich wollte irgendwo nahe der dänischen Grenze Station machen). Die Quartiersuche hier hat mich dann so frustriert (Hotels überwiegend ungünstig gelegen und sehr teuer, Hundmitnahme ebenso – oder gleich verboten, daher landete ich in dem Landhotel ein Stück außerhalb), dass ich keine weiteren Pläne geschmiedet habe. Das hat mir dann heute Nachmittag die Apothekerin abgenommen, eine gebürtige Flensburgerin und ebenfalls Hundebesitzerin. Sie zeichnete mir eine Route auf, bei der wir auf ruhigen Nebenwegen einiges von der Stadt sehen würden und ich zog neugierig mit dieser Skizze los.
Flensburg ist ein Eldorado für Innenhof-Freaks! Einer schöner als der andere! Mit Geschäften, Cafés, Galerien, Praxen, Schnapsbrennereien, Töpfereien, Goldschmieden, Musikkneipen etc. – absolut traumhaft!
Und etliche harmonische Katzenbegegnungen – das gab’s noch nie.
Nach der Innenhöfe-Tour waren wir nochmal in der Apotheke, denn so war’s vereinbart. Die Apothekerin passte erstmal ein Viertelstündchen auf Pippa auf, damit ich im Drogeriemarkt eine Nagelbürste kaufen konnte, die ich nicht etwa für meine oder Pippas Krallen brauche, sondern zur Reinigung meiner Schuhsohlen (sie wollen nicht wissen, wovon). War ja klar, dass man irgendwas daheim vergessen würde.
Mit Nagelbürste zur Apotheke zurückgekehrt, Pippa lag auf dem Ledersofa neben dem Hustenbonbonregal und neben ihr bereits ein Zettel, auf dem meine weitere Route notiert war. Wir verabschiedeten uns und das Fräulein und ich zogen erneut los.
Nach fast sieben Stunden Unterwegssein schließlich ein Feierabendbier am Hafen genehmigt, sogar die passende Marke hatten sie in der Bar. Mit ein paar Dänen den Tisch geteilt und über Aarhus gesprochen, wo ich unbedingt auch nochmal hin muss (sowas hier ist doch einfach der Hammer, finden Sie nicht auch?).
Übrigens: Wenn Dänen Deutsch sprechen klingt das um ein Vielfaches süßer als wenn ein Deutscher sich am Dänischen versucht. Die lispeln manche Silben so nett.
Nebenbei endlich erfahren, warum Flensburgs Hotellerie und Gastronomie so teuer ist: es liegt an der Nähe zum teuren Dänemark. Da kann man die Reisenden gen Norden schon mal aufs skandinavische Preisniveau einstimmen, und die paar Dänen auf der Durchreise in den Süden stört’s nicht, weil die sind’s ja von daheim eh so gewohnt. Ach so ist das. Nächstes Mal dann doch lieber wieder in Kiel Station machen (das dortige Schwimmbad war ja auch recht passabel).
Für Nacht Nr. 2 im Landhotel muss ich jetzt noch diverse Vorkehrungen treffen, damit sie sich qualitativ zumindest ein bisschen von Nacht Nr. 1 unterscheiden wird. Auch hier wieder so eine überflüssige Vorbereitung der Flensburger Hotelbetriebe auf die skandinavischen Sitten: ein Doppelzimmer besteht meist aus zwei Einzelbetten. Im meinem aktuellen Fall stehen die extrem weit auseinander, dazwischen noch zwei Möbelstücke. Aber wir kommen in einem 90cm breiten Bett einfach nicht zurecht, denn so ein Dackel liegt weder am Fußende noch längs oder am Rand, sondern mittig und quer – und damit ist die Bettbreite an einer für Menschen recht unpraktischen Stelle bereits voll ausgeschöpft und man hat nächtens nur die Wahl zwischen mehrfachem Gerangel oder Rückzug ins Hundekörbchen.
Daher verabschiede mich nun zum Möbelrücken. Anschließend muss das Belüftungskonzept noch angepasst werden (ein an einem See gelegenes Hotel ohne Fliegengitter vor den Fenstern ist eine Zumutung, erst recht, wenn alle Zimmer südseitig ausgerichtet sind und sich tagsüber ordentlich aufheizen) sowie Durchführung einer kleinen Maßnahme im sozialen Bereich (Zimmernachbar, Typ Bud Spencer). Habe also noch gut zu tun.
Morgen dann großer Brückentag: via Dänemark hinüber nach Schweden.
Große Vorfreude auf die beiden Mega-Brücken über den Großen Belt und den Öresund!
Next Stop: Helsingborg.
Schlafen Sie gut, insektenfrei, kühl, mit viel Ruhe und Platz!