Puderzuckerpein.

Zwischenstopp zum Gassigehen am Falkensteiner Ufer bei Blankenese.

Das müssen Sie sich merken, auch wenn Sie keinen Hund auszuführen haben: ellenlanger Sandstrand, null Stress mit dem Hund (alles läuft frei, tobt und spielt, alles ganz entspannt), die dollsten Schiffe fahren vorbei, grandiose Sicht auf die Elbe und die Villen von Blankenese.

Nach Strandmarsch und Ballspiel turnen Sie tapfer ca. 200 steile, schweißtreibende Treppenstufen hinauf in das wirklich spektakuläre Wohnviertel (die Stiege hat den schönen Namen „Rutsch“) und ruhen sich anschließend im „Kaffeegarten Schuldt“ bei einem Stück Blaubeertorte von diesen sonntäglichen Strapazen aus und genießen es, dass all Ihre Probleme sich für die Dauer Ihres Cafébesuchs darauf beschränken, dass Ihnen die leichte Brise hier heroben immer wieder den Puderzucker vom Törtchen auf das dunkelblaue T-Shirt weht.

Werbung

She’s a lady.

Vamlingbo.

Gartencenter auf Gotländisch. Direkt daneben ein Museum und ein Café. Kleine, paradiesische Fika-Oase auf dem langen Weg – mit zahlreichen Zwischenstopps (beruflich bedingt) – in den Inselsüden.

Für mich gibt es eine Portion Rhabarberkuchen in der Sonne und für das Fräulein eine Portion Freilauf auf dem Gelände. Ja, das darf man da.

Nach einem Viertelstündchen kommt sie mit zwei Schweden im Schlepptau zurück. Pippa, Pippa!

Anschließend weiter nach Hoburgen. Über Öja, Fide – diese Kirchen! -, Klintehamn und Kovik – diese Häfen! – schließlich nach Warfsholm.

Abendessen mit Meerblick und Dackel unterm Tisch. Das sehr schön dezent im Hintergrund säuselnde „I’m on fire“ wird rüde abgewürgt von diesem Jammerlappen Chris Isaak (da bleibt einem ja fast die Kartoffel im Hals stecken!), danach flutscht es wieder mit „Purple rain“ – insgesamt kann ich Ihnen dieses Lokal also empfehlen. Ein wunderbarer Wehmutsort zur Sonnenuntergangsstunde, nicht überteuert, ein tolles altes Gebäude, das wir sogar besichtigen dürfen („I’m doin‘ a presstrip“, höhö).

Jetzt, wo wir’s raus hätten, wie wir am besten über die Insel juckeln und wo wir willkommen sind, neigt sich die Zeit hier auch schon ihrem Ende entgegen.

Ach ja.

(Nix wie zurück nach Visby, soeben dudelt die englische Version von „Ein Bett im Kornfeld“ durch den Raum.)

Rauke und Rabauke.

Helgumannen. Fischerdorf auf Fårö.

*****

Ohne Wecker in den Tag gestartet, Morgenstrandlauf mit Kormorangeplärr, drei Highlights von Fårö besichtigt, bereits unterwegs viel Schönes gesehen, endlich wieder ein Tag ganz im eigenen Rhythmus und ohne viel Gesellschaft, tolles Spätsommerwetter, viele Fotos für die Reportage gemacht, Objektivkappe irgendwo am Strand verloren, eine dünne Mütze gegen die permanenten Haarverwehungen erstanden, für schwedische Verhältnisse passabel gegessen, überall wenig bis gar nichts los, gutes Gespräch mit einem Paar aus der Schweiz, ärgerliche Unterredung mit einer Bedienung im Abendlokal, eine Ladung Wäsche waschen können und im Inselwind getrocknet, auf der Gartenbank sitzend den morgigen Tag geplant, dem Dackelfräulein beim Mit-einem-kaputten-Fußball-durch-das-Gelände-Sausen zugeschaut.
Große Ruhe und Zufriedenheit halten Einzug. Erst war ich reif für die Insel und nun ist die Insel reif für mich.

*****

*****

Es ist eine karge, raue Natur auf Fårö. An der westlichen Küste blenden einen der Kalkstein und die turmhohen Raukar, an der östlichen Sudersands kilometerlanger, weißer Sandstrand. Im Inselinneren ducken sich Wacholderbüsche in den steinigen, teils hügeligen Boden und spenden auch keinen nennenswerten Schatten.

Das Wettergegerbte und Reduzierte wirft einen ganz aufs Wesentliche zurück: Gehen, Atmen, Schauen, Innehalten.
Das Bullerbü-Schweden Skånes ist sehr weit weg. Die Häuschen tendieren farblich zu ocker bis graubraun, nur selten mal ein rot-weißes oder weiß-blaues. Dazwischen alte Windmühlen auf vertrockneten Wiesen mit vertrockneten Schafskötteln. Überall die typisch gotländischen Steinmauern, von Hand aufgeschichtet und nahezu unverwüstlich, limestone – all over Gotland, und diese altertümlichen Holzzäune, ebenfalls inselweit zu sehen.

*****

Wanderung zu den Raukar bei Langhammars an der Westküste.

*****

Die Fauna hält sich auch eher zurück. Man sieht überwiegend Schafe, Pferde, Vögel und Kaninchen. An den sonnenbeschienenen Hauswänden krabbeln zahlreiche Körkmackar, wie auch immer die auf deutsch heißen. Mir sagte man nur: das sei jetzt die Zeit, in der sie sich auf den Weg in die Häuser machen. Was ich bestätigen kann, denn auch bei mir logieren ca. 30 Körkmackar, eher mehr. Seltsamerweise stören sie mich nicht, wahrscheinlich weil sie nicht surren, nicht stechen, nicht schmutzen, nicht gruselig aussehen, beim Krabbeln keine klackernden Geräusche machen und des nachts scheinen sie genau wie das Fräulein und ich tief und fest zu schlafen.

*****

Was für ein Etikett! (Vom übrigen Lokalbesuch soll lieber nicht die Rede sein.)