A Piratenbraut, a leeres Weißbiertragerl und i.

Servus, Visby *** Leb wohl, Gotland *** Adieu, Ö!

Ein bisschen bricht’s mir das Herz, aber es überwiegt die Dankbarkeit: für eine wunderbare Zeit, für viele neue Erfahrungen, Begegnungen und Eindrücke.

Ein letzter Blick zurück…

8 Tage Sonne, 1 Tag Nieselregen, 1 heftiges Abendgewitter – und zum Auslaufen der Fähre ein paar Wolken über Visby.

Tagsüber einen langen Stadt- und Strandspaziergang gemacht, dann zusammengepackt, die Hütte durchgefegt und zur letzten Fika nochmal runter in die Altstadt.

Gäste mit Hund bitte in den Hinterhof!

Zeit, um Ihnen zu danken für Ihre Begleitung und Ihre rege Anteilnahme – wir hoffen, Sie bleiben uns weiterhin treu, das schwedische Festland hat schließlich auch Einiges zu bieten.

*****

Zeit auch, um zurückzublicken, und diesen Rückblick mit Ihnen zu teilen.

In Bildern, die ja bekanntlich mehr sagen als all das Getexte, von dem Sie hier in den vergangenen Tagen eh schon genug ertragen mussten.

Fårökyrka.

Fåro, Friedhof.

Fårö, Grabstätte der Bergmans.

Fåro, Westküste: Auf dem Weg zu den Raukar.

Jetzt raten Sie mal, wie der berühmteste Raukar Gotlands heißt?!

Hund, auf dem Weg zum Hund.

Hund, desinteressiert am Hund.

Back in Visby!

Des Fräuleins Fund.

Pippi-Langstrumpf-Morgengassi.

Unsere kleine Villa Villekulla.

Auch Poller können schön sein!

„Hej hej, jag heter Pippa, och du?“

Trieb mich zur Weißglut: die Mechanik meines Tores (und dann hätten Sie mal sehen sollen, wie man sich da auf den Millimeter genau einfädeln musste).

Abendstimmung am Hafen von Kovik.

Morgenstimmung in unserer Gasse.

Kalksteinkirche, Kalksteinmauer, Kalksteinwegmarke – das ist Gotland.

Klintehamn bei Dämmerung.

Pippa on peak: Die südlichste und höchste Stelle der Insel.

Hitchhiking: Der Körkmackar auf dem Dach meines Autos.

Der Dom zu Visby.

Öha, die Kirche von Öja!

Kalksteinmühle, Kalksteingehöft – das ist Gotland.

Öha, und nochmal Öja 🙂

*****

Nun sind wir an Bord gegangen…

Die MS Visborg bringt uns zurück aufs Festland…

…und wir haben unseren Sponsor ersucht, uns auch auf der Rückfahrt nicht zu den Promenadenmischungen gesellen zu müssen…

…ein Wunsch, der uns gottseidank erfüllt wurde…

…so dass nun jedes Tierchen sein Plaisierchen bekommt…

… – mit dem jeweiligen Ergebnis.

…und so Poseidon will, werden wir ein paar Stunden später in Nynäshamn wieder an Land gehen.

Und müssen uns dann – nach einem kurzen Gassi am dortigen Hafen – noch im Dunkeln bis nach Kungsholmen durchschlagen.

Das ist einer der westlichen Stadtteile Stockholms, in dem uns dann der Gatte und eine neue Schutzkappe für das Kameraobjektiv empfangen werden (in einer hoffentlich passablen AirBnb-Wohnung mit einem Parkplatz irgendwo in der Nähe und einem bereits fürs erste Frühstück gefüllten Kühlschrank).

Beides keine Selbstverständlichkeit, denn um ein Haar hätten das Dackelfräulein und ich uns auch in Stockholm noch ein paar reine Frauentage machen müssen. Wenn Sie nämlich einen Wissenschaftler heiraten, dann helfen auch die besten Listen und Vorbereitungen nichts, wenn… – ach, lassen wir das 🙃

Es gibt jedenfalls, wie ich seit gestern Abend um 23 Uhr weiß, am Münchner Flughafen ein Büro der Bundespolizei, wo täglich von 6:30 Uhr bis 21 Uhr „bei Erfüllung der entsprechenden Voraussetzungen“ sogenannte Notpässe ausgestellt werden.

Erfreulicherweise waren die Voraussetzungen entsprechend und Gatte samt Objektivschutzkappe durften nun heute Nachmittag nach Schweden einreisen.

*****

Zum Abschied (von Gotland, nicht von Ihnen!) haben wir bei einer finalen Schneider-Weißen in unserer Pet-Cabin fläzend den guten, alten STS-Song mal ein bisserl umgeschrieben und der Einfachheit halber (und natürlich auch wega da Hoiben) auf alle Satzzeichen verzichtet.
Sehen Sie’s uns bitte nach!

Die letztn Wochn warn so schee
Mir san in jeder Bucht der Insel gwen
Da Dackl, a wuide Piratnbraut
Rieacht des Wossa un is abghaut
An Gotlands ellenlangem Strand
Jede Menge weißer Sand
Hint im Auto nur noch Pfand

Nach zwei, drei Tagen hammas gspürt
Mia ham des Lebnsgfühl hier inhaliert
De Leit drahn si nach Pippa um
Was z’haus harmlos klingt, is‘ hier ganz dumm
In an Fisch rammt sie ihrn Zahn
Oder spuit si mit an Staan
Es is so anders als dahaam

Und irgendwann bleibm mir dann dort
Lassn ois liegn und stehn
Gehn von da Insel nimma fort
Darauf gebm ma uns as Wort
Wieviel Jahr a no vergehn
Irgendwann bleibm mia dann dort

In der bekloppten Arbeitswelt
Bist heit nur bei voller Kraft a Held
Doch Frust und Ärger bringts zu Hauf
Die Rechnung, die geht sowieso nie auf
Und irgendwann fragst di: Wieso
Quäl i mi da so schrecklich o
Und bin ned längst in Brucebo

Aber no is ned soweit
No was zum doa befiehlt da Rentnbscheid
Doch bevor da Herzinfarkt
Mi mit sechzig in die Windln prackt
Lieg i an Gotlands Sonnenstrand
A Bottle Weißbier in da Hand
Und steck de Fiaß in weißn Sand

Und irgendwann bleimb mia dann dort…

Werbung

She’s a lady.

Vamlingbo.

Gartencenter auf Gotländisch. Direkt daneben ein Museum und ein Café. Kleine, paradiesische Fika-Oase auf dem langen Weg – mit zahlreichen Zwischenstopps (beruflich bedingt) – in den Inselsüden.

Für mich gibt es eine Portion Rhabarberkuchen in der Sonne und für das Fräulein eine Portion Freilauf auf dem Gelände. Ja, das darf man da.

Nach einem Viertelstündchen kommt sie mit zwei Schweden im Schlepptau zurück. Pippa, Pippa!

Anschließend weiter nach Hoburgen. Über Öja, Fide – diese Kirchen! -, Klintehamn und Kovik – diese Häfen! – schließlich nach Warfsholm.

Abendessen mit Meerblick und Dackel unterm Tisch. Das sehr schön dezent im Hintergrund säuselnde „I’m on fire“ wird rüde abgewürgt von diesem Jammerlappen Chris Isaak (da bleibt einem ja fast die Kartoffel im Hals stecken!), danach flutscht es wieder mit „Purple rain“ – insgesamt kann ich Ihnen dieses Lokal also empfehlen. Ein wunderbarer Wehmutsort zur Sonnenuntergangsstunde, nicht überteuert, ein tolles altes Gebäude, das wir sogar besichtigen dürfen („I’m doin‘ a presstrip“, höhö).

Jetzt, wo wir’s raus hätten, wie wir am besten über die Insel juckeln und wo wir willkommen sind, neigt sich die Zeit hier auch schon ihrem Ende entgegen.

Ach ja.

(Nix wie zurück nach Visby, soeben dudelt die englische Version von „Ein Bett im Kornfeld“ durch den Raum.)

That is all not so easy oder: Ein Abendgruß nach Rudolfsheim-Fünfhaus.

Wie sich doch manches im Leben wiederholt…

Als ich vor fünf Jahren Anfang September zum ersten Mal auf Gotland war, hatte der Gatte exakt zu dieser Zeit einen (berufslebens-)wichtigen Termin.
Diesmal schon wieder sowas in der Art, nur nicht so existenziell.
Es muss also entweder an Gotland, am September oder an meiner Abwesenheit liegen, dass das jetzt glatt nochmal so gekommen ist.

Wie dem auch sei: Das Dackelfräulein und ich drücken dir, lieber Gatte, die Pfoten und Daumen für morgen, senden dir die allerbesten Wünsche für eine geruhsame Nacht in den 15. Wiener Bezirk und schicken als leiwandes Betthupferl sowie zur allgemeinen Erbauung und Kräftigung des Geistes einen kleinen Vortrag mit, den unser über alles geschätzter Landsmann einst unter großem Applaus im Ausland hielt:

Don’t forget: however it runs tomorrow – in two days at this time you will be already over all mountains!!!
And till then say to you that you have pulled yourself a leg out for that fucking appointment and that’s really all that can be done. If the Austrians don’t know to worthtreasure it they have not deserved you anyway and should look for their Jack of all trades another year or two.
But you could show them the cold shoulder then and enjoy your life in full trains again.

Heartly greetings –
Your wife & your dog.

(I write those dog-greetings in substitution because the dog herself has no time as you can see below.)

Västra Gotlands bästa sandstrand: Tofta.

Nachsaisonidylle.

Tag 13.
Ganztags grauer Himmel, zwischendurch sogar ein bisschen Sprühregen. Schon gar nicht mehr gewusst, wie sich das im Gesicht anfühlt: Regen. Dafür erstmals seit Ankunft auf der Insel windstill. Dabei ist das jetzt eh wurscht, seit ich auf Farö diese türkise Beanie gekauft habe.

Beim Bergman-Museum. Im Fenster sehen die Bloggerin und ihre Beanie.

Wir laufen von Gnisvärd nach Västergarn, knapp zwei Stunden, immer am Strand entlang. Das Hundefräulein ist in Bestform, denn Sandstrand ist mega und all der Unrat, der in den Seetangteppich eingewoben ist, ist megamega.

Ich gucke ihr zu, mit welcher Energie und Begeisterung sie einen Fetzen Strandmatte aus dem Seetang zerrt und den Fund danach in die Luft wirft und sich drauf wälzt („Meins, meins!“) und aus den Augenwinkeln genau registriert, dass ich sie beobachte und dann an Artistik und Clownerie noch eine Schippe drauflegt.

Was für ein herzerfrischendes Lebewesen, dieser kleine Hund. Und was für eine treue Gefährtin – unglaublich, wie gut sie diese ganze Reise mit all den vielen Ortswechseln mitmacht (heute Morgen beim Abrubbeln nach dem Morgengassi das erste weiße Härchen auf ihrem schwarzen Dackelohr entdeckt und kurz schlucken müssen: sowas erinnert immer daran, dass bereits „Halbzeit“ sein könnte und ich will an diese Zeit niemals nicht erinnert werden).

Auf dem Rückweg dann Einkehr in Tofta. Das einzig offene Lokal weit und breit. Noch vom Strand aus angerufen und nachgefragt wegen des little well-behaved dachshund. Ist ok, heißt es. Und: Ja, es gibt warmes Essen. Nach einem Tag Selbstverpflegung in der Hüttenküche auch wieder schön.

Stängt! – wie fast alles hier.

Bekommt der Dachshund im Lokal sogar eine Decke und einen Wassernapf serviert und wird vom Hippiewirt mit Dreads und Flipflops (erwartet man irgendwie auch nicht im Restaurant eines 3-Sterne-Superior-Hotels, erklärt aber evtl. das OK zum Hund unterm Tisch) gefragt, wie er denn hieße und ich antworte: Sie heißt Pippa. Ha! Und da ist es wieder, dieses unverhohlene Grinsen!

Meine Empfehlung für Sie: If you’re female, travel through Sweden with a dog called Pippa – it’s awesome ‚cause you’re gonne have lots of fun & amusing acquaintances!

Weiße Kirche, schwarze Schafe, grauer Himmel – Gotland hat auch an tristen Tagen seinen Reiz, wenn man das Schlichte und Pure mag.

Tramps like us…

…, baby, we were born to bun!

Und zwar to cinnamon-bun.
Eine fettig-zuckrige Köstlichkeit, diese Kanelbullar, wirklich. Mit Füllung oder ohne, immer lecker.

Seelenbaumeln & Kalorientaumeln.

Aber wir verdienen uns das hier fei auch redlich! Strandlauf heute Morgen bei noch bedecktem Himmel, mittags dann bei Sonnenschein ab Haus zu Fuß los…

…und – dank des spitzenmäßigen Kommentars von der lieben Sori aus Wien neulich in diesem Blog – bis Brucebo marschiert (@Sori: dank dir nochmal!).

Ich meine, da hat die Sori natürlich völlig recht: Wenn man schon einen Steinwurf von irgendetwas, das nach Bruce klingt, egal mit welcher Zweitsilbe hinten dran, entfernt ist, dann muss man da auch hin.

Zwei Stunden bis zum Naturreservat Brucebo, dann noch ein Stück weiter bis zum Brucebo-Museum und Richtung Lummelunda – und auf dem Rückweg schließlich in Själsö (zu deutsch: Seeleninsel) eingekehrt, in eine nette Bageri mit Meerblick und Bergen von Zuckerzeug (aber auch gutem Brot, was eine Seltenheit ist in diesem Land).

Die knallen dann ganz schön rein, diese buns, und die Lauferei zuvor auch, und da das heut ein gänzlich spontaner Tag war – ohne Plan, Ziel und Kamera, einfach mal aufgebrochen – guckt man dann in Själsö sitzend in GoogleMaps nach, wie man eigentlich zurückgelangt zu seinem Holzhüttchen, konkret: ob es da vielleicht einen Bus gibt. Den gibt es durchaus, aber nur wochentags und nur vom Nachbarkaff aus. Na, dann eben nicht.

Stattdessen wie in guten alten Jugendzeiten, als man die Sommerferien in Lenggries verbrachte, noch keinen Führerschein hatte und trotzdem abends nach Tölz in den Turmkeller wollte, an die Straße gestellt und den Daumen rausgehalten. Das Fräulein blickt ganz unaufgefordert unglücklich drein, an Straßen steht sie naturgemäß ungern herum, erst recht nicht in der prallen Sonne. Das sieht mitleiderregend aus und könnte unsere Chancen auf baldigen Transport deutlich erhöhen, sofern nicht auch alle autofahrenden Schweden an Hundephobien oder -allergien leiden (was schwedische Hoteliers und Restaurantbesitzer ja durch die Bank tun).

Das dritte Auto hält an. Ein Volvo, was sonst. Lackfarbe nicht mehr erkennbar, da völlig eingestaubt und verdreckt, na logo. Muss also ein Einheimischer sein.
Netter Typ um die 40 am Steuer, zwölfährige Tochter auf dem Beifahrersitz. Sie stellen sich als Kristoffer und Astrid vor und sehen eigentlich nicht aus wie die Gestalten aus den schwedischen Mörderfilmen.
Also steigen wir hinten ein. Wo man hin will, braucht an der Stelle nicht gesagt oder gefragt werden, da diese Straße nur nach Visby führt.
Im Auto dann eine nette Unterhaltung: Astrid ist brennend am Fräulein interessiert und Kristoffer an meiner Reise und Unterkunft.

Denn er vermietet ab nächsten Sommer auch eine Stuga. Aha.
But what about Pippa? No problem!
Kleine Stuga bei Lummelunda, with ocean-view und mitten in der Natur gelegen.
Nun, man weiß ja nie – deshalb die Nummer mal mitgenommen. Visbys Österport ist schnell erreicht, dort lässt man uns raus und wir laufen die letzten zehn Minuten auf der Pippi-Langstrumpf-Strecke heimwärts.

Übrigens, was ich Ihnen schon seit Tagen erzählen will, wenn nicht ständig so viel anderes dazwischen käme…
Kristoffer gehörte zu dem knappen Dutzend Schweden, denen ich mit Pippa begegnete und denen ein kurzes Grinsen übers Gesicht huschte, als ich, nach dem Namen meines Hundes befragt, brav den Namen meines Hundes zum Besten gab.
Gottseidank hat mich Wenche, meine nette Reiseleiterin in den ersten Tagen hier auf Gotland, gleich am Montag darüber aufgeklärt, was Pippa auf Schwedisch bedeutet. Nämlich ungefähr sowas wie Poppen oder Schnackseln, wie unsere österreichischen Nachbarn zu sagen pflegen.

Wenche meinte, es wäre vielleicht nicht ganz ideal, wenn ich abends allein mit dem Dackelfräulein an der Strandpromenade spazieren ginge und sie lautstark bei ihrem Namen zu mir herriefe (oder ich solle mich andernfalls eben nicht wundern, falls ein paar Passanten überrascht gucken würden).
Kein Problem, ich vermeide das seither. Was nicht allzu schwer fällt, denn wir nennen sie eh häufig Mäuschen. So heißen inoffiziell ja sowieso die meisten Hunde – und hören auch drauf (mäuschen-rufend gucken einen halt in Deutschland manchmal mehrere Hunde an, in Schweden natürlich nicht).
Zwischenzeitlich habe ich mir für Situationen wie die heutige mit Kristoffer, sofern es doch mal zur konkreten Namensnennung des Fräuleins kommt, bereits mein Sprüchlein zurechtgelegt.

Ein ganz wunderbarer Tag.
Vor allem mal ohne dieses ständige Rumfotografierenmüssen, was ja seit dem Verlust der Schutzkappe des Objektivs gleich noch anstrengender geworden ist.

Zur Not tun’s auch mal die Schnappschüsse vom Smartphone, sogar für Reportagen.

Oh, just one kiss from you, my brother (and we’ll ride until we fall)

Zurück in der Inselhauptstadt oder: Ein Blick hinter die Kulissen.

Gestern wegen Weiterfahrt, Spaziergängen, Umzug und Einrichtung am neuen Standort zu nichts mehr gekommen.
Der offizielle Part der Reise ist nun zu Ende, ab sofort sponsert niemand mehr unsere Mahlzeiten, Unterkünfte und Tankfüllungen.

Zurück in Visby.
Diesmal in einem eigenen Häuschen mit Garten. Ein Glücksfall, was Preis und Lage angeht. Denn: mein Quartier für die verbleibenden vier Tage auf der Insel liegt direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer, in einem dieser kopfsteingepflasterten Altstadtgässchen, die von aneinandergereihten, niedrigen Häuschen gesäumt sind, eines schöner als das andere, alles unter Denkmalschutz stehend und im höchst seltenen Verkaufsfalle einzelner Objekte als eine der teuersten Wohnlagen ganz Schwedens gehandelt. Privilegierter geht es nicht!

Für das Morgengassi gehen wir nur ein paar Meter die hübsche Gasse entlang bis zu einem Durchschlupf in der Stadtmauer – und stehen dann mitten im Drehort des Vorspanns der Pippi-Langstrumpf-Filme. Nur ohne Pferd und musikalische Untermalung.

 

Und wissen Sie was? Diese Hütte treibt uns nicht mal finanziell in den Ruin, wie man es bei der Lage erwarten würde, sondern sie brachte nur etwas anfänglichen Putzirrsinn mit sich.
Wie es dazu kam?

*****

Vor einigen Monaten, als sich allmählich abzuzeichnen begann, dass ich im September zu sechs Tagen auf Gotland eingeladen werden würde, fasste ich sogleich den Beschluss, diesen Aufenthalt zu verlängern. Wenn man schon nochmal hierher kommt, dann soll sich das auch so richtig lohnen!

Und ich begann, mich für meine privaten Verlängerungstage auf die Suche nach einem Quartier zu machen. Sie ahnen es schon, was jetzt kommt. Genau! Es war schwierig. Oder zu teuer. Oder beides. Aus dem altbekannten Grund: Hunde unerwünscht oder nur in den abgewohnten Zimmern im modrigen Nebengebäuden erlaubt (selbstredend zum identischen Preis eines Zimmers im schönen Hauptgebäude) oder die Hundmitnahme mit einem Aufpreis versehen, der sich zwischen 250 und 350 SEK bewegt, was für 7 kg geballte Dackelschönheit einfach dreist ist.

Ich reise aber nun mal strikt nach dem Motto „Nicht ohne meinen Dackel!“, also musste ich zäh bleiben und weitersuchen. Kenne jetzt jedes Hotel, jedes Ferienhaus, jedes Bed&Breakfast und jede AirBnb-Unterkunft auf ganz Gotland. Am Schluss buchte ich relativ verzweifelt ein eigentlich viel zu teures Hotel in Visby und eine Hütte in einer Ferienanlage, in der es von Katzen nur so wimmeln würde. Um überhaupt mal etwas zu haben. Beides allerdings eine Notlösung. Beides bis kurz vor Ankunft stornierbar und das ist auch längst geschehen.

Weil mir auf einer Bergtour im Juli plötzlich eine Idee kam: Vor drei Jahren war ich mal in einer AirBnb-Unterkunft in Stockholm. Meine Gastgeberin war eine pensionierte Psychologin, mit der ich mich recht gut verstand. Ich hatte ein Zimmer in ihrer Wohnung gemietet und wir saßen ein paarmal länger in ihrer Küche zusammen. Boel ist geschieden, hat drei erwachsene Söhne und einen auf Gotland lebenden, neuen Gefährten, der zwei Häuser in Visby besitzt und eines davon manchmal auch Freunden und Familie überlässt.
Wir sprachen lange über Gotland und wie schwierig es bei meiner ersten Reise dorthin war, eine Unterkunft für mich und Pippa zu finden und sie meinte damals, hätten wir uns eher gekannt, hätte sie sofort ihren Freund gefragt, ob ich dort wohnen könne.

Ich erinnerte mich also bei meiner Bergtour an Boel und unser Gespräch und beschloss, zuhause nach ihrer Emailadresse zu suchen und sie einfach mal anzuschreiben und ihr mein Problem zu schildern (an sich hasse ich solche Anwanzereien, erst recht nach Jahren, wenn man schon ewig nicht mehr in Kontakt war). Aber in meiner wachsenden Verzweiflung, am Ende für vier Nächte in einem „preiswerten“, trostlosen Hotelzimmer rund 500€ berappen zu müssen oder 300€ für eine winzige Mitwohn(!)gelegenheit via AirBnb hinzulegen, überwand ich mich schließlich – und schickte eine Mail nach Stockholm.

Ob Sie sich an die Münchnerin erinnere, die mal bei ihr gewohnt habe, ich sei die, die mal mit Dackel auf Gotland war, wir hätten damals drüber gesprochen, und Gotland stünde nun ein zweites Mal an, und ich hätte wieder genau dieselben Probleme wie beim ersten Aufenthalt auf dieser schönen Insel (und wie überhaupt immer und überall im schönen Schweden), und da wollte ich mal vorsichtig nachfragen, ob sie immer noch ihren gotländischen Freund hätte und der auch immer noch seine beiden Häuschen in Visby…

Die Antwort kam prompt: Natürlich könne sie sich an mich erinnern, keiner ihrer AirBnb-Gäste habe Zimmer und Bad je so sauber und ordentlich hinterlassen wie ich, weshalb sie ihrem Freund Bengt meine Anfrage gleich weitergeleitet habe, mit der Anmerkung, dass sie für mich bürgen würde und er mir bedenkenlos sein kleines Häuschen überlassen könne.
Wenn man es, so wie ich, seit Jahrzehnten über sich ergehen lassen muss, als Spießer oder Pendant oder beides belächelt oder gar verspottet zu werden, nur weil man es daheim (und auch sonst) gern sauber und aufgeräumt hat, ist es wirklich ein Wohlgefühl sondergleichen, dass dieses sonst so geächtete Verhalten endlich auch mal jenseits der Eigenernte positive Früchte trägt und man eine derartige Rückmeldung erhält.

Bengt meldete sich einen Tag später und nach ein paar Emails war alles verabredet: Ich hatte eine Zusage für sein Häuschen mit Garten, für vier Tage, für einen Spottpreis inkl. Handtüchern und Bettwäsche, für Pippa wolle er nichts berechnen, meinte er, und sie dürfe sich auch nach Herzenslust im Garten vergnügen.

Letzterer ist wirklich sehr zu ihrem Vergnügen. Direkt nach Ankunft war sie eine gute Stunde damit beschäftigt, jedes der ca. fünfhundert Fallobststücke persönlich zu begrüßen, fröhlich herumzukicken oder testtweise hineinzubeißen. Ich warte schon auf den Dackeldurchfall vom Verzehr der überreifen Zwetschgen, bislang noch alles gut, vermutlich war die Rettung jene, dass unter einer Hecke ein alter Fußball zum Vorschein kam, von Bengts Enkeln, und da der eh schon kaputt war, ging er sofort in Pippas Besitz über und ist natürlich eine weitaus darmfreundlichere Spielvariante als das herumliegende Obst.

Nervig ist lediglich, dass der Hund jetzt ständig raus in den Garten will und man sie für die Mahlzeiten hereinrufen muss, die schlingt sie dann noch schneller als sonst in sich hinein und sitzt sofort wieder quengelnd vor der Tür. Also lässt man die Tür am besten gleich offen stehen.
Bengt schließt sein Haus, das auf der anderen Seite des Gartens liegt, auch nicht ab, sagte er gestern, als er uns hier herumführte und mir alles zeigte und erklärte. Es stört ihn auch nicht, wenn Pippa plötzlich zum Staubsaugen in seiner Küche aufkreuzt oder anderes Spielzeug seiner Enkel ausgräbt und verschleppt. Nun denn!

*****

Wir wollen hier aber nichts beschönigen. Das Glückspilz-Szenario unserer Visby-Altstadtidylle hat auch eine Schattenseite.
So ähnlich ist es ja auch manchmal, wenn man durch die Wälder streift und glückselig einen Steinpilz erspäht, der so groß und stolz dasteht in seiner bemoosten Nische und dessen Kappe so perfekt aussieht, das man fast eine Scheu dabei empfindet, dieses Gesamtkunstwerk bodennah mit dem Taschenmesser abzusäbeln und daheim in die Pfanne zu werfen (freilich in die des Gatten, denn ich selbst verabscheue Pilze, ich suche sie nur gern und der Gatte isst sie mittlerweile auch vertrauensvoll). Manches Mal aber schneidet man so einen perfekt aussehenden Steinpilz ab, hebt ihn hoch, dreht ihn um und traut seinen Augen kaum: die Unterseite ist zerfressen, der Wurm winkt einem rülpsend noch aus einem der Tunnel im Pilzinneren entgegen und zuhause hat man eine Menge Putzarbeit, um eventuell noch ein paar schöne, genießbare Stücke des Dickröhrlings zu retten.

Und so ungefähr war das hier gestern auch. Das Holzhäuschen aus dem 17. Jahrhundert strahlte mir in der Nachmittagssonne entgegen, die Rosen räkelten sich links und rechts neben dem Eingang in der Spätsommerwärme, im Garten stehend guckte ich dem glücklichen Fräulein beim Obstfußball zu, ostwärts lugte einer Befestigungstürme der Stadtmauer über den hölzernen Gartenzaun, im Westen ragten die Spitzen der nahegelegenen Kathedrale hervor, die Kirchenuhr schlug gerade viermal und mahnte zum zweiten Hundefressnapf des Tages, ich stieg auf die Sprossen der Leiter, die am Zwetschenbaum lehnte und konnte von dort aus – Visby hat Hanglage – sogar zum Meer hinuntersehen.
Jetzt bin ich im Paradies gelandet!, so dachte ich. Und dann öffnete ich die knarzende Holztür zu meinem neuen Zuhause – und sah dort quasi die Unterseite des Glückspilzparadiesszenarios.

Sauberkeit ist nämlich des Schweden Sache nicht, wie ich auch auf all meinen vorherigen Schwedenfahrten feststellen durfte. Da müssen Sie schon in die 4-Sterne-Kategorie abheben, und wenn Sie länger als ein Wochenende unterwegs sein wollen und danach noch ihre Münchner Miete weiterbezahlen können möchten, wird das schwierig.

In Ferienwohnungen, -häusern und den „günstigeren“ Hotels bis 140€ pro Nacht und Nase sollten Sie sich keinesfalls grämen, wenn das vor Ihrer Buchung im Netz besichtigte und für schön befundene Bildmaterial vor Ort dann nicht den erwarteten Tatsachen entspricht.
Das abgebildete Zimmer und auch das Sofa ist zwar dasselbe wie auf dem Foto, auch das Bad oder die Küche wurden nicht heimlich zwischen Ihrer Buchung und Ankunft umgebaut, aber wundern Sie sich eben nicht über den konkreten, realen Zustand der Räume und des Mobiliars und auch nicht über die Marmeladenreste Ihres Vorgängers auf dem Stuhl oder die Haare des vor drei Jahren verstorbenen Katers auf der Couch und bitte sowieso nicht über die überall abgestoßenen Fußbodenleisten, die speckigen Läufer und eine dicke Patina gelebten Lebens all over the accomodation.

Der Schwede hat zwar durchaus Geschmack und ein Händchen für Einrichtung und Dekoration, aber mit der Pflege dieser Dinge und einer gewissen Grundsauberkeit hat er’s gar nicht.

(Erlauben Sie mir an dieser Stelle, noch kurz die Sache mit den fehlenden Vorhängen in den meisten schwedischen Häusern zu erläutern: der Schwede, resp. die Schwedin!, dekoriert gern die Fensterbank mit ein paar Objekten, stellt dann ein Lämpchen daneben, das mit Anbruch der Dämmerung eingeschaltet wird, um die Exponate und einen Teil des Raumes zu illuminieren. Die Haltung dahinter ist nun keinesfalls ein „Hey, schaut her Leute, wie hübsch ich meine Bude dekoriert habe!“, denn der Schwede ist größtenteils ein recht dezenter und zurückhaltender Zeitgenosse, sondern eher ein „Hier könnt ihr ruhig reingucken, ich hab nix zu verbergen!“. Mir persönlich gefällt das durchaus, wenn man so durchs nächtliche Städtchen spaziert und durch all die nicht verrammelten Fenster warmes Licht in die dunklen Gassen fällt und man weiter hinten in den Wohnräumen gelegentlich auch die Bewohner dieser Hütten sieht – beim Lesen im Sessel, beim Abwaschen in der Küche, beim Disput mit dem Partner, beim Zusammensitzen mit Freunden, beim ganz gewöhnlichen Leben eben.)

Zurück zur Sauberkeit.
Man streift sich also zwar skandinavienweit grundsätzlich das Schuhwerk vor der Haustür von den Füßen – eine Sitte, die ich sehr begrüße, und nicht auszudenken, wie es erst aussähe, wenn nicht mal das Usus wäre! -, aber das war’s auch schon mit der Reinlichkeitsprophylaxe.
Ein ursprünglich weißer Badvorleger (nicht der glatte à la Toftbo, sondern eher ein flauschigerer à la Skön) steht schon mal locker einen kompletten Sommer durch und landet möglicherweise erst, wenn er so grau ist wie der Novemberregen in der Trommel.
Das Abwischen von Tischen und Küchenarbeitsplatten lohnt auch erst dann, wenn die Klebschicht nicht mehr der Arretierung von Tellern, Schneidebrettern, Gesellschaftsspielen und Laptops dienlich ist, sondern diese Gegenstände dauerhaft zu fixieren droht.
Die kreative Fischsilhouette, die Klein-Olof in seinen allerersten Sommerferien, in denen er aufrecht stehen konnte, mit seinem softeisverschmierten Fingerchen auf den Spiegel im Flur gemalt hat, ist ebenfalls unbedingt erhaltenswert, bis Klein-Olof groß ist und mit seinen eigenen kleinen Olofs zur Ferienzeit in die (groß-)elterliche Stuga zurückkehrt.
Dicken Eisschichten im Kühlschrank kann auch mit dem Erwerb eines günstigen und dauerbrummenden Zweitkühlschranks begegnet werden.
Einen Besen kann man auch dazu nutzen, um ihn so geschickt in die Lücke zwischen Heizkörper und Sofakante zu klemmen, dass der Wollmaus, die ja gern unter Heizkörpern oder Sitzmöbeln lebt, auf diese bestechend einfache Weise der Zugang ins Rauminnere verwehrt wird.
Und ob sie es wagen wird, sich an der mit Wäschklammern am Stehlampenfuß und der Vorhangstange befestigten Verlegung eines TV-Antennenkabels aus ihrem Versteck hervorzuhangeln, darf dann doch bezweifelt werden!

In jedem Schweden steckt ein Stück Ingvar Kamprad, das ihn zum Meister der Bastelei, der Improvisation, des Zusammenschusterns und des schönen Scheins befähigt, denn all das Angeschmuddelte und die Behelfskonstrukte sehen Sie zumeist nicht auf den ersten Blick, sondern erst, wenn das Sonnenlicht oder der ungnädige Strahl eines Halogenspots darauf fallen und die Dinge so zeigen, wie sie eben wirklich sind: verstaubt, vergilbt, verklebt, verranzt, vernachlässigt und vergessen.

*****

Nun kennen Sie den wahren Grund, weshalb Sie hier gestern nichts mehr zu lesen bekamen. Ich habe abends geputzt (das Bad, die Küchennische, die Sitzflächen der Stühle, die Tischoberfläche und alle Küchenutensilien sowie das Geschirr, das ich zu verwenden gedenke) oder meine persönlichen Behelfskonstruktionen über den vorhandenen Behelfskonstruktionen errichtet, um mir hier drin für die nächsten Tage zu behelfen.

Am Einfachsten wird es funktionieren, wenn das Wetter uns weiterhin so hold ist wie in den bisherigen 11 Reisetagen und wir uns hier sowieso überwiegend zum Frühstücken, Ausflügeplanen, Duschen und Schlafen aufhalten – oder eben im Garten sitzen und die salzige Meeresluft, die von der Küste heraufweht, die über Nacht entstandene Staublunge wieder gründlich freipustet.

Haben Sie ein schönes Wochenende und seien Sie herzlich gegrüßt aus Visby!

See the lights surrounding you.

Nach dem Frühstück unsere Siebensachen zusammengepackt. Um 9:30 Uhr Abreise aus Gåsemora. Weiter zum Bergman-Center, zum Bergman-Grab, zur zweiten großen Raukar-Stelle an der Westküste und zu einer Schiffssetzung.

Dazu in Wort und Bild evtl. später, denn danach landete ich an einem Ort, der so manch alten Kalkstein mit nur einem einzigen Takt in den Schatten stellte.

Ich hatte nämlich einen Mordshunger. Das Frühstück war spartanisch, das Beladen des Autos, das Gelaufe an der windigen Küste und das Fotografieren hatten mich doch ziemlich ausgelaugt.

Dann sah ich einen Wegweiser: „Crêperie Tati“. Und bog ab. Parkte neben einer Herde schwarzer Gotlandschafe, ging über ein völig verkruschteltes Gelände und suchte den Eingang zu dem Café.

Fand ihn schließlich. Öffnete die Tür und mir schallte die Zeile „…may you build a ladder to the stars…“ entgegen. Und sofort wusste ich: hier sind wir richtig. Denn ich liebe diesen Song!

Und ich liebte dann auch alles, was ich in den nächsten anderthalb Stunden sah, hörte, verzehrte und inhalierte: die gesamte Einrichtung der Kneipe, den kleinen Altar für den King of Rock’n’Roll, die James-Dean-Gedenk-Ecke (der Kalender und die Wanduhr: zu seinem Todeszeitpunkt stehengeblieben), die alte Jukebox, die kräftigen Farben, die köstlichen Crêpes mit Spinat und Feta, die pappsüße Schweden-Limo, den viel zu starken Kaffee, den gemütlichen Platz in der Sonne, die erstaunliche Hundefreundlichkeit – und jeden gottverdammten Ton, der während dieser Zeit aus den Lautsprechern bis weit auf die ans Café angrenzende Schafweide hinauswehte!

Leichter Dylan-Schwerpunkt, aber schon in Ordnung, und beim Bestellen des Crêpes konnte man, weil nicht viele Gäste da waren, sogar einen eigenen Musikwunsch äußern, der meine passte gut ins Programm und wurde erfüllt.

Der Lokalbesitzer ein Altachtundsechziger, ein schräger Vogel, ein Musikfreak und Künstler. Ich fragte ihn aus, wie er auf die Idee kam, hier auf Fårö einen derart ausgefallenen, grandiosen Ort zu schaffen – und die Antwort war kurz und knapp: I tried to realize a dream.

Wer war nochmal Ingmar Bergman? Und was hatte es doch gleich mit diesen Raukar auf sich? Wann muss ich zur Fähre, die mich zurück nach Gotland bringt?

Wurscht!
May your heart always be joyful
May your song always be sung
And may you stay
Forever young!


May God bless and keep you always
May your wishes all come true
May you always do for others
And let others do for you

May you build a ladder to the stars
And climb on every rung
May you stay
Forever young

Forever young
Forever young
May you stay
Forever young

May you grow up to be righteous
May you grow up to be true
May you always know the truth
And see the lights surrounding you

May you always be courageous
Stand upright and be strong
And may you stay
Forever young

Forever young
Forever young
May you stay
Forever young

May your hands always be busy
May your feet always be swift
May you have a strong foundation
When the winds of changes shift

May your heart always be joyful
May your song always be sung
And may you stay
Forever young

Forever young
Forever young
May you stay
Forever young

Rauke und Rabauke.

Helgumannen. Fischerdorf auf Fårö.

*****

Ohne Wecker in den Tag gestartet, Morgenstrandlauf mit Kormorangeplärr, drei Highlights von Fårö besichtigt, bereits unterwegs viel Schönes gesehen, endlich wieder ein Tag ganz im eigenen Rhythmus und ohne viel Gesellschaft, tolles Spätsommerwetter, viele Fotos für die Reportage gemacht, Objektivkappe irgendwo am Strand verloren, eine dünne Mütze gegen die permanenten Haarverwehungen erstanden, für schwedische Verhältnisse passabel gegessen, überall wenig bis gar nichts los, gutes Gespräch mit einem Paar aus der Schweiz, ärgerliche Unterredung mit einer Bedienung im Abendlokal, eine Ladung Wäsche waschen können und im Inselwind getrocknet, auf der Gartenbank sitzend den morgigen Tag geplant, dem Dackelfräulein beim Mit-einem-kaputten-Fußball-durch-das-Gelände-Sausen zugeschaut.
Große Ruhe und Zufriedenheit halten Einzug. Erst war ich reif für die Insel und nun ist die Insel reif für mich.

*****

*****

Es ist eine karge, raue Natur auf Fårö. An der westlichen Küste blenden einen der Kalkstein und die turmhohen Raukar, an der östlichen Sudersands kilometerlanger, weißer Sandstrand. Im Inselinneren ducken sich Wacholderbüsche in den steinigen, teils hügeligen Boden und spenden auch keinen nennenswerten Schatten.

Das Wettergegerbte und Reduzierte wirft einen ganz aufs Wesentliche zurück: Gehen, Atmen, Schauen, Innehalten.
Das Bullerbü-Schweden Skånes ist sehr weit weg. Die Häuschen tendieren farblich zu ocker bis graubraun, nur selten mal ein rot-weißes oder weiß-blaues. Dazwischen alte Windmühlen auf vertrockneten Wiesen mit vertrockneten Schafskötteln. Überall die typisch gotländischen Steinmauern, von Hand aufgeschichtet und nahezu unverwüstlich, limestone – all over Gotland, und diese altertümlichen Holzzäune, ebenfalls inselweit zu sehen.

*****

Wanderung zu den Raukar bei Langhammars an der Westküste.

*****

Die Fauna hält sich auch eher zurück. Man sieht überwiegend Schafe, Pferde, Vögel und Kaninchen. An den sonnenbeschienenen Hauswänden krabbeln zahlreiche Körkmackar, wie auch immer die auf deutsch heißen. Mir sagte man nur: das sei jetzt die Zeit, in der sie sich auf den Weg in die Häuser machen. Was ich bestätigen kann, denn auch bei mir logieren ca. 30 Körkmackar, eher mehr. Seltsamerweise stören sie mich nicht, wahrscheinlich weil sie nicht surren, nicht stechen, nicht schmutzen, nicht gruselig aussehen, beim Krabbeln keine klackernden Geräusche machen und des nachts scheinen sie genau wie das Fräulein und ich tief und fest zu schlafen.

*****

Was für ein Etikett! (Vom übrigen Lokalbesuch soll lieber nicht die Rede sein.)