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Über Kraulquappe

Die Kraulquappe lebt in München, schwimmt gern, schreibt viel und spaziert oft mit ihrem Dackelfräulein durch die bayrische Bergwelt. Mehr muss man nicht wissen.

Visby, Strandpromenade, gestern Abend.

Die Stadtmauer leuchtet in den letzten Strahlen der untergehenden Sonnen, wir umrunden einmal die gesamte Altstadt.

An jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen, vor allem ist dieses Abendlicht einfach so wunderschön, und auch das Meeresrauschen und der milde Wind sind ein Genuss.

Plötzlich flippt die von dem langen Tag eigentlich ziemlich erschöpfte Hundedame völlig aus:

Sie hat im Laub einen Korken gefunden!

Es sind ja oft die kleinen Dinge, die so ein Hundeherz höher schlagen lassen. Außer, wenn es um Fressbares geht.

Schwer zu sagen…

…ob das heutige Highlight eher die halbe Stunde mit Pippa in der Villa Villekulla war, in der wir privatissime auf dem Kleinen Onkel herumturnen und allerlei anderen Blödsinn machen durften (Kindheitsträume wurden wahr und es ist absolut zum Piepen, wie der Pippi-Song auf Schwedisch klingt!)…

…oder das sich an das Pippi-Langstrumpf-Abenteuer anschließende Stündchen bei Rob in seiner kleinen Scheunenbrauerei vor den Toren Visbys, in der ich mich munter durch ein paar Empfehlungen unter den zwanzig Biersorten süffeln durfte.

Alter Schwede, was man hier zur Mittagsstunde schon so packt! Und bemerkenswert auch, was für ein Interesse einem von dem passionierten Bierbrauer entgegengebracht wird, wenn man erzählt, wo man herkommt.

Zum Dank für die Verköstigung opferte ich beim Abschied spontan eine meiner Weißbierflaschen aus dem Kofferraum, denn das ist hier defintiv noch eine Lücke im Angebot – und Rob strahlte übers ganze Gesicht, als ich ihm die Schneider Weiße in die Hand drückte (vielleicht sollte ich Markenbotschafterin werden?!)

Nach 8 Stunden Unterwegssein mit Wenche – was ja noch viel mehr beinhaltete als die beiden genannten Programmpunkte – sanken das Dackelfräulein und ich anschließend völlig fertig auf die Couch.

Morgen ist Hemmakväll angesagt. Das ist, wie ich heute gelernt habe, in Schweden fast genauso wichtig wie Fika.

Schlafen Sie gut & herzliche Grüße aus Gotland!

Oxelösund => Nynäshamn => Visby.

Das Schlosshotel bei Oxelösund hat die Minuspunkte beim Bad locker mit dem Frühstücksbuffet wettgemacht – seit dem Letzten Heller nicht mehr so gut gefrühstückt! Und nach einer Nacht im Doppelbett heut auch mal wieder in der Lage gewesen zu einem Morgensport.

Ein schöner Lauf über Stock und Stein, an der Küste entlang, durch Kiefernwälder, vorbei an roten und gelben Bilderbuchschwedenhäuschen und in Sandbuchten picknickenden Menschen. Die Sonne scheint, ein paar Wölkchen zieren den Himmel, eine angenehme Brise geht – sogar die Ersatzschuhe sind besser als gedacht.

Leider beim Morgenlauf dauergegrübelt über eine Symptomatik, die sich in den letzten Wochen mehr und mehr an mich herangepirscht hat und mich zunehmend piesackt und beschäftigt. Sollte sich meine Eigendiagnose im Oktober, wenn ich in München einen Arzt hierzu konsultiere, bewahrheiten, dann wär’s meine dritte Autoimmunerkrankung  (ein totaler Mist wär‘ das, gelinde gesagt). Aber momentan bin ich ja weit weg von allen deutschen Arztpraxen (und um eine schwedische werde ich hoffentlich herumkommen, nicht, weil ich denen nix zutraue, sondern weil – zumindest gefühlt! – die Reise dann gelaufen wäre).

Wo waren wir? Gelaufen, genau. Es lief sich also gut heute Morgen. Anschließend das Auto vor das Nebengebäude gefahren und wie jeden Morgen 7x gelaufen, bis all unser Krempel wieder verstaut war (die Kisten sind thematisch gepackt, so finde ich mich am besten zurecht, wenngleich eine „Tageskiste“ praktischer wäre).
Route angeguckt und eingeprägt – und „Adieu Oxelösund!“.

Anderthalb Stunden später am südlichsten Zipfel des Stockholmer Schärengartens wieder ausgestiegen. Was für eine Landschaft!

Wir parken in Lövhagen (Sackgasse, da Ende eines Schärenfingers) und klettern auf und ab über riesige Steingebilde, gelangen zu stillen Badeplätzen, sausen über Wiesen (den Kriebelmücken davon: ca. 20 Stiche in 20 Minuten) und kehren noch auf ein Eis in Lövhagens Café ein.

Der Ort der Hundebespaßung liegt strategisch günstig, von dort sind es nur noch 7 Minuten zum Fährhafen von Nynäshamn. Dieser riesige Kahn von der Reederei Destination Gotland liegt schon im Hafen und ist so groß, dass er nicht aufs Foto passt.

Am Check-In für die Autowartespuren erhalten wir unsere Bordkarte und das obligatorische Djur-Schild, fahren zur zugewiesenen Lane 1 und sind Auto Nr.2 in der Hundehalter-Spur.

Je näher die Abfahrtszeit rückt, desto deutlicher hebt sich diese Wartespur von allen anderen ab: Überall offene Türen und Heckklappen, zwecks Luft oder Austritt, vorbildlich! Die nervösen Hunde pinkeln alle 2 Meter an die Grasnarbe neben der Terminalmauer, andere wollen sich keinesfalls auf dieser abgenutzten Pinkelmeile erleichtern. Pippa war lang genug spazieren, so dass ich sie einfach im Auto lasse.

Nach einer halben Stunde kommt das Signal zum Einfahren, vierspurig geht es in den Bauch der Fähre hinein. Dann zack, zack raus aus dem Auto und das Parkdeck verlassen, rein ins enge Treppenhaus, mit Rucksack auf dem Rücken, Körbchen unter dem linken und dem Dackelfräulein unter dem rechten Arm. Nach einigem Hin und Her und Umherirren durch die ellenlangen Gänge und diverse Treppenhäuser, finde ich endlich den roten Automaten, an dem ich Teil 2 meiner Bordkarte einscannen muss, um die Türnummer und -karte zu der für uns reservierten Pet Cabin zu erhalten.

Holla!
Ja endlich hat mal jemand verstanden, wie die beiden Damen zu reisen wünschen. Nicht mit Krethi und Plethi in der Economy Class, so wie noch am 2. September 2014, als das Fräulein und ich erstmals nach Gotland fuhren, sondern in einer Suite für uns allein. Der Hammer: die hat sogar ein Privatbad mit drin (sogar sauberer und auch nicht kleiner als manch schwedische Hotelbäder).
Muss man sich merken, das hätte was, in die mehrstündige Fährfahrt mal die Körperpflege zu integrieren…
Mir ist aber nicht nach Duschen, sondern nach Nervenberuhigung, denn das war schon alles irgendwie aufregend: finden wir den Weg zum recherchierten Gassi-Areal, sind wir pünktlich am Hafen, erledigt das Fräulein zuvor all ihre Geschäfte, klappt das Einchecken, packt der Ellenbogen die Schlepperei von Kind und Kegel bis zur Kabine, vergess ich nichts im Auto usw.

Auf dem Außendeck ist es so windig, dass man tolle Fotos von senkrecht nach oben stehenden Dackelohren machen könnte, wenn es einen in der Hocke nicht umpusten würde.
An Backbord ist es wolkenverhangen, Steuerbord bietet Sonnenschein, aber der krasse Wind ist überall. Also nur ein bisschen rumgeknipst und schnell wieder rein. Drinnen dann auch nochmal eine Fotosession, um den beruflichen Part der Veranstaltung zu erledigen – schließlich ist das eine gesponserte Reise und es soll mal ein hübscher Artikel draus werden, den man auch bebildern möchte.

Nach gut drei Stunden ist wieder Land in Sicht. Wieder mit Kind und Kegel runter ins Parkdeck, dann öffnet sich die Rampe und ich sehe ein erstes Stück Himmel über Gotland. Hurra, wir haben es geschafft!

Das Hotel ist auch schnell gefunden, das für uns dort reservierte Zimmer eine schöne Fortführung der Pet Cabin: eine kleine Suite mit Wohn- und Schlafraum, einem für schwedische Verhältnisse luxuriös großem Bad und natürlich den unvermeidbaren Hygieneauflagen auf dem Doppelbett – aber zum Trost dafür ein Willkommenstascherl mit Broschüren, persönlichem Kärtchen, Leckereien für mich und das Fräulein sowie der Agenda für die nächsten Tage.

Kann ich gar nicht ausgiebig studieren, denn Pippa, die die Stunden auf der Fähre sehr brav gemeistert hat, verlangt nach etwas Bewegung. Also brechen wir sofort zu einem kleinen Rundgang durch Visby auf, zumindest hatte ich nur einen kleinen vor, aber dann war’s sowas von schön (diese Stadtmauer, diese Wiesen, diese hügelige, zum Meer hin sanft abfallende Altstadt, die windschiefen, kleinen, uralten Häuschen in den engen Gässchen, überall die Fenster erleuchtet und drinnen tatsächlich echte Menschen und echtes Leben, kein Museum das alles), einfach wunderschön, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schön!, und werden jetzt auch noch nichts davon zu sehen bekommen, weil ich für diesen ersten Spaziergang bewusst Kamera und Handy im Hotel gelassen hatte, um bloß zu gehen und zu schauen.

Und das war nicht nur für die ersten beiden Stunden nach Ankunft hier auf der Insel eine gute Maßnahme, sondern vor allem deshalb, weil wir nach diesen zwei Stunden triefnass wieder zum Hotel zurückkamen.
Unterwegs ganz plötzlich ein Donnergrollen, dabei hatte es grad noch milde 24 Grad und im Westen versank die Sonne wie ein roter Ball in der Ostsee, und schon ging es los und ereilte uns erst schubweise, so dass wir immer noch ein paar Meter zum nächsten Unterstand sprinten konnten, aber am Ende war’s neben Blitz und Donner ein einziger Dauerregen, der in strömenden Bächen die Gassen der Stadt hinuntertoste und der mir Handy und Kamera ruiniert hätte, weil ich lediglich in Jeans und Bluse, aber ohne Jacke und Rucksack unterwegs war…

Mittlerweile sind wir gebadet, trocken, in unseren Gemächern eingerichtet und ich liege ich im Bett, Pippa liegt in meiner Kniekehle – und vor uns liegen neun Tage auf Gotland. Was für eine Aussicht!

Es wäre einem ja jetzt erstmal nach ein bis zwei Tagen ausschließlichem Geradeausgucken, Dasitzen und Ankommen, aber nix da – das ist ja eine Dienstreise, morgen wird ein voller Tag, unsere Privatführerin Wenche holt uns gleich nach dem Frühstück hier ab.

Daher nun schnell einen Gute-Nacht-Gruß in die Heimat & bis vermutlich übermorgen, da hab ich frei!

Vom Wasser übers Wasser ans Wasser (2).

Die Schweden sind schon anders als wir, resp. als ich.
Morgens im Frühstücksraum des Hotels (für mein Empfinden: Speisesaal der Jugendherberge) steht man am Kaffeeautomaten Schlange. Kommen die Schweden untereinander wartenderweise sofort ins Gespräch (um 7:30 Uhr und vor dem ersten Kaffee!), schnappen sich dann ihr Tablett, wechseln den Platz, um sich mit den Kaffeeautomaten-Mitwartenden an einen Tisch zu hocken (Fremde zu Fremden!). Bewundernswert und gruselig zugleich. Beim Frühstück eine halbe Stunde lang mit Unbekannten freiwillig Smalltalk machen, au weia. Ich bin ja gerade morgens extrem froh um meine Ruhe.

Vermutlich hängt diese Verhaltensweise irgendwie damit zusammen, dass der Schwede Campingurlaub und andere Menschen seiner nächsten Nähe grundsätzlich liebt und daher auch mit Gemeinschaftsbädern keinerlei Problem hat. Wenn Sie schon in Schweden unterwegs waren, werden Sie das Phänomen kennen: zum Teil gibt es bis in die 3-Sterne-Kategorie hinein kein eigenes Bad zum gebuchten Zimmer dazu, da muss man oft lange suchen und einige Kronen zusätzlich hinblättern.

Gewöhnungsbedürftig sind auch die Butterpötte mit Spachtel drin. Schon oft gesehen an schwedischen Frühstücksbuffets, bis hin zur 4-Sterne-Unterkunft. So auch heute Morgen. Nix kleine, hygienische Portiönchen, nein!
Ein Plastikpott mit Streichmesser drin, in die kalte Masse schräg hineingerammt, später, wenn das Fett weicher ist, am Pottrand lehnend, noch mit den Fettschlieren des Vorgängers dran. Da kommt dann jeder mit seiner Semmel, seiner Scheibe Brot oder seinem Knäcke vorbeispaziert und spachtelt sich mit ein und demselben Werkzeug die Butter aufs Gebäck.
Gut, das ist wurscht, wenn man zu den ersten Personen an dem noch weitgehend unberührten Pott gehört, aber nicht jeder möchte um 7:30 Uhr Frühstücken. Ich eigentlich auch nicht, nur was will man machen, wenn man die Nacht wieder auf 90x200cm verbringen durfte…

Was mich auf ein anderes, unerklärliches Schweden-Phänomen bringt.
Die schwedische Hygieneauflage, die Sie – egal in welcher Art Unterkunft – auf nahezu jeder Matratze vorfinden. Ein ca. 3 bis 8 cm dickes, weiches Polster in Matratzengröße, ummantelt von einem Bettlaken. Drunter ist dann die eigentliche Matratze, von deren Beschaffenheit Sie kaum etwas mitbekommen, weil Sie ja auf diesem Polster liegen bzw. einsinken. Ist die Matratze drunter dann auch noch eine zu weiche, ja dann pfiat di!
Bei vorherigen Schwedenreisen, als ich noch jünger und fitter war (intakter Ellenbogen usw.), habe ich gelegentlich abends die Betten umgebaut: Leintuch abgezogen, Hygieneauflage zusammengerollt und in den Schrank gestopft, Leintuch auf die eigentliche Matratze gelegt – und am nächsten Morgen den ganzen Spaß wieder retour. Mach ich nicht mehr, zu anstrengend. Bin jetzt in der Lebensphase angekommen, in der man mit Bierkiste reist und so auf die nötige Betäubung bzgl. der Inkommoditäten der Nacht hofft.

Letzte Besonderheit aus der heutigen Lästerkiste: schwedische Bäder. Falls Sie ein eigenes Bad ergattern und dann natürlich einen entsprechenden Aufpreis für Ihre Übernachtung zahlen, seien Sie bloß nicht enttäuscht! Ihr Bad ist vermutlich winzig und nicht im Entferntesten mit Bädern in deutschen Hotels (derselben Preiskategorie) zu vergleichen.
Nix Duschwanne oder bodentiefe Dusche oder Glaswände um die Duschkabine. Schlichte Nische mit IKEA-Vorhang davor, je nach Hotelkategorie unten leicht verschimmelt oder nicht, Boden zum Duschabfluss hin etwas geneigt, aber wenn Sie kein 2-Minuten-Duscher sind, steht danach das halbe Bad unter Wasser. Dafür steht in Duschnähe stets ein Schrubber, mit dem können Sie dann das Wasser Richtung Abfluss zurückschieben.
Aber Obacht bei diesem Tun! Ihr Bad ist wie gesagt winzig, also hauen Sie sich bloß nicht beim Wasserschieben Ihren eh schon lädierten Ellenbogen an der Waschbeckenkante an und rammen Sie Ihr Knie nicht gegen die Toilette!

Ja, so schaut die Realität in schwedischen Hotels aus. Vielleicht nicht im 5-Sterne-Sektor, aber da können wir nicht mitreden, weil schon das schwedische 3-Sterne-Hotel preislich oft die Kragenweite eines deutschen 4-Sterne-Superior-Schuppens hat.
Wir wollen ja hier nicht nur irgendeine Bullerbü-Idylle vorgaukeln, deshalb berichten wir auch solche Details.

*****

Und nun zum Bullerbü-Part des Tages.
Schweden ist bunt, Schweden ist freundlich, Scheden ist weit, Schweden ist lässig und wunderschön.
Fahrzeit heute, von der West- zur Ostküste: fast 5 Stunden, davon 4 auf der Autobahn. Nicht zu vergleichen mit dem Stress und Gedrängel auf deutschen Autobahnen. Hier ist nix los, von den Ballungsräumen mal abgesehen, aber die berührten wir heute nicht. 3,5 von 4 Std mit Tempomat gefahren, 120km/h eingestellt, durchschnittlicher Spritverbrauch am Tagesende unter 5 Liter (trotz voll beladener Karre), völlig entspanntes Gondeln durch schönste Gegenden, Musik an, Fenster offen, gesungen, geguckt, gefreut. Toll, wirklich toll. Bob Seger, Smokie, Suzi Quatro – herrliche Reisemucke.

Mittags am Vätternsee gehalten, GoogleMaps hatte mir da bei der morgendlichen Recherche einen Hundbadplats ausgewiesen, etwas außerhalb von Gränna, was ziemlich genau in der Mitte der heutigen Strecke lag.
Der See ist riesig, das vermeintlich andere Ufer lediglich die Insel Visingsö, das Wasser blitzsauber und badewarm.

Wir spazieren einen menschenleeren Uferweg entlang, lungern lange in einer der einsamen Buchten herum, der Hund hat seinen Spaß, ich meine verdiente Autofahrpause. Weiter bis zum Hafen von Gränna, dort ein Wienerbröd und einen Kaffee, dann auf in die kleine Stadt!

Fika am Hafen: Man ist nie lang allein!

Die Schweden sind ein geselliges Volk und gern in der Gruppe unterwegs.

Die ist nämlich berühmt für ihre Polkagris-Zuckerstangen, diese vorwiegend in den Landesfarben Österreichs geringelten, pappigen Plombenzieher, die mir völlig egal sind, so wie mir auch Bonbons aller Art und Couleur schnuppe sind, aber schön anzuschauen ist’s allemal und es passt zum bunten Schweden, dieses Zuckerwerk.

Eine ganze Touristenmeile voller Süßwarenshops, ich suche den originalsten dieser Läden auf (den von Tante Amalia), natürlich darf das Fräulein nicht mit hinein, aber wegen der Wespendichte vor dem Geschäft muss ich einen geeigneten Hundeparkplatz suchen und gott(!)seidank entdecke ich direkt gegenüber eine Kirche mit kühlen, schattigen Steinstufen vor dem Eingang, für die sich niemand interessiert (weder für die Kirche, noch für die kühlen Stufen), weil ja eben auf der anderen Seite dieser Zuckerladen ist, durch dessen Fenster ich Pippa auch noch wunderbar im Blick habe (paranoid wie man ist, seit vor einem Münchner Drogeriemarkt mal ein dort angebundener Dackel gestohlen wurde, ein Erlebnis, das mich wochenlang und bis in die nächtlichen Träume hinein verfolgt hat).

Danach noch weiter durch den hübschen Ort gestreift, dann hinter dem Friedhof einen Feldweg hinunter zum Vätternsee und auf dem schönen Uferweg mit einigen Badestopps wieder zurück zum Auto.
Der Hund schmeißt sich nach dieser 2,5-stündigen Tour selig und müde auf sein Reiselager. Der Mensch setzt sich selig, weil der Hund selig ist, wieder ans Steuer und fährt müde weiter.

Das Tankerlebnis spare ich mal aus dem Bereicht aus. Es wäre jedenfalls schneller gegangen, wenn der blöde Automat neben der Zapfsäule (man tankt hier mit vorautorisierter Kreditkarte) nicht nur schwedisch gesprochen hätte.

*****

Am späten Nachmittag erreichen wir Oxelösund und das Schloss, in dem wir die letzte Nacht auf dem Festland verbringen.
Ein etwas in die Jahre gekommenes Anwesen, dennoch sehr charmant. Unser hübsches Zimmer keine 10m² groß, das Bad höchstens 1,5m², aber das Gelände drumrum bietet ja Platz genug.

Nochmal ein längerer Spaziergang, anschließend eine warme Mahlzeit im Schlossrestaurant, danach auf dem Zimmer eine Schneider Weiße – und nun ab ins Bett.

*****

Next stop: Nynäshamn.
Von dort dann mit der Fähre nach Gotland.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie manch anderer es schafft, von München aus in zwei Tagen die 2.000 Kilometer bis hierher durchzubrettern. Klar, das spart einem vier Übernachtungen, aber ich müsste diese Ersparnis ganz sicher mit völliger Erschöpfung büßen und sehen täte man da ja unterwegs auch nichts.
Dem Dackelfräulein sei Dank muss und darf ich langsam reisen!

Gute Nacht aus Oxelösund wünschen –
die Kraulquappe & das Dackelfräulein.

Vom Wasser übers Wasser ans Wasser (1).

Heute nochmal eine lange Strecke: Westküste bei Helsingborg morgens verlassen. Mittags Gassipause mit Schwimmen und Sightseeing am Vätternsee (dass sowas noch „See“ heißt, ist kaum zu fassen, bei der Ausdehnung und Weite!).
Abends an der Ostküste angekommen.

Das Dackelfräulein fand den Vättern großartig. Weil nicht so salzig wie das Meer und daher besser zum Schnorcheln geeignet. Gleichwohl fehlte der Seetang zum Spielen. Dafür schöner Wellengang. Sehr wohltuend.

Aber sehen Sie selbst:

Das ging eine halbe Stunde so dahin. Und hätten wir nicht weiter gemusst, säßen wir da noch immer.

In meinem nächsten Leben werde ich Hund. Sagte ich das schon mal?

Voff, voff.

Ein dänisch-schwedischer Mix.
Wenn Sie die Maus auf das jeweilige Bild bewegen, sehen Sie den Text dazu.

Ankomst!

Ein alter Rock ’n‘ Roll-Fetzen von Mott the Hoople begleitete mich heute über die Große-Belt-Brücke. Das lag an der Shuffle-Funktion und war somit Zufall – ich hatte keinen besonderen Song ausgewählt, so schön diese Brücke auch ist.

Nicht so auf der Öresundbrücke, da lief „Across the border“, so wie die letzten beiden Male auch. Weil das die Brücke meines Lebens ist. Keine fand ich je schöner, keine hatte je eine größere Bedeutung für mich.

Da glitzert fast acht Kilometer lang links und rechts das Wasser, man nähert sich ganz langsam dieser grandiosen Konstruktion aus Schrägseilpfeilern, fährt dann mitten durch die hindurch, links hinten am Horizont ragt knallweiß der Turning Torso von Malmö in den schwedischen Himmel hinein, davor strahlt der Ribersborgstrand, rechts hinten funkelt der Bunkeflostrand, den ich nur wegen seines wunderbaren Namens erwähnen möchte, und zum Glück ist die Brücke sehr lang, weil von den 7,8 Kilometern sehe ich mindestens auf 5 Kilometern all diese Schönheit um mich herum ja nur wie durch einen Schleier, denn so wie bei den ersten beiden Überquerungen heule ich auch beim dritten Mal sofort los als ich die Pfeiler, das Meer und den Turning Torso erblicke und Bruce währenddessen diesen Wahnsinns-Song singt, und frage mich, in wie vielen der 17.000 Kfz, die täglich diese Brücke passieren, wohl noch jemand sitzt, dem es so geht, und dann würge ich die Musik ab, um eine dieser Tränenintensivierungsquellen augenblicklich abzuklemmen, schließlich muss ich ja noch auf die Straße gucken können, aber das Abschalten der Musik hilft nicht allzu viel und so komme ich ziemlich verheult auf der anderen Seite, in Schweden, an, wo mich prompt nach dem Abkassieren der Brückenmaut, was leider mittlerweile kein Mensch mehr macht, erst recht nicht Dr. T., eine Anspielung, die man jetzt nicht verstehen muss, weil sie auf einem Traum basiert, sondern nur noch eine schnöde Maschine, ein schwedischer Zollbeamter irritiert anschaut, obwohl ich mich echt bemühe, ein Lächeln aufzusetzen, aber das scheint auch nichts zu nützen, denn er fragt trotzdem, ob alles ok ist und wo ich herkomme und wo ich hinwill und guckt auf meinen Ausweis, von dem ihn ein Blondchen anguckt, das nicht mehr viel mit mir zu tun hat, der Rest des Ausweises allerdings umso mehr, und als er mir den Ausweis durchs offene Fenster wieder hineinreicht, da reicht es dem bis dahin friedlich schlummernden Fräulein endgültig mit den Behelligungen durch fremde Männer und sie wufft sehr ungnädig und sehr hörbar, weshalb der Zollbeamte überhaupt erst den Hund auf der Rückbank bemerkt und dann tatsächlich nach dessen Einfuhrbescheinigung fragt, klar, von so einem Löwen wollen sie schon die Papiere sehen im friedliebenden Schweden, also muss ich doch zur Seite fahren und die Zollbescheinigung aus meiner Mappe rausfummeln, in der ich ordentlichst alle Papiere für die ganze lange Reise verwahre, aber es sind halt eine ganze Menge Blätter, also dauert es ein wenig, was dem Zollbeamten etwas Leerlauf beschert und ihn auf die Idee bringt, mal in den Kofferraum gucken zu wollen, denn wo ein Löwe an Bord ist, ist vielleicht die Anaconda nicht mehr weit, also steige ich auch noch aus und öffne die Heckklappe, und sofort hat man ja sowas wie ein inneres Zittern und ein schlechtes Gewissen wegen der Kiste Weißbier da hinten drin, obwohl man weiß, dass das ja keine 20 Fässer Schnaps oder 20 Säcke Kokain sind, sondern ein harmloser Kasten mit 20 Flaschen Bier, aber trotzdem, wenn ein Uniformierter in den Kofferraum schauen will, geht die Pumpe sofort schneller, und schon fragt er mich nach Alkohol und Zigaretten und anything to declare, ob und wenn ja, wie viel, ich zeige ihm willig den blauen Träger, nicht den meines BHs, sondern den, in dem noch 18 Flaschen Schneider Weiße TAP7 stehen, erst 1 getrunken und 1 der Braunschweiger Freundin geschenkt, damit die mal ein richtig gutes, bayrisches Weizen, wie sie’s ganz unbayrisch nennt, zu trinken bekommt, und der Zöllner guckt, wie ich meine, schwer neidisch auf das Importgut und nickt dann, und ich erkundige mich pseudo-beflissen und mir die letzten Tränen von der Wange wischend, wie viel Bier man eigentlich mitnehmen dürfe, denn so ein Eigenbedarf ist ja recht relativ und bemisst sich ja stark an der geplanten Verweildauer, aber zu meiner Entlastung erfahre ich, dass ich bereits für einen Tag Aufenthalt in Schweden eine ganze Kiste Bier einführen dürfte, na Prosit, das packt vielleicht ein Schwede, denke ich, und muss dann lachen, der Beamte lacht jetzt auch und nun darf ich wieder einsteigen und weiterfahren und bin etwas vergrätzt, weil man ja nicht mal mehr in Ruhe seine Ergriffenheitstränchen vergießen und diese hochemotionalen Minuten des Grenzübertritts auf dieser Wahnsinnsbrücke und des Ankommens in Schweden ungestört zelebrieren kann, aber wenigstens ist es mir nun möglich, den Bruce-Song zuende zu hören ohne wegen Blindheit gegen die Leitplanke zu fahren.

Vielleicht gibt’s nachher noch ein paar Fotos von den nicht verheulten Momenten des Tages, aber jetzt möchte das Dackelfräulein nochmal hinunter an den Hundestrand.

Von der schwedischen Westküste senden wir ganz herzliche Grüße!

Tonight my bag is packed
Tomorrow I’ll walk these tracks
That will lead me across the border

Tomorrow my love and I
Will sleep ’neath auburn skies
Somewhere across the border

We’ll leave behind my dear
The pain and sadness we found here
And we’ll drink from the Bravo’s muddy water

Where the sky grows gray and wide
We’ll meet on the other side
There across the border

For you I’ll build a house
High upon a grassy hill
Somewhere across the border

Where pain and memory
Pain and memory have been stilled
There across the border

And sweet blossoms fill the air
Pastures of gold and green
Roll down into cool clear waters

And in your arms ’neath open skies
I’ll kiss the sorrow from your eyes
There across the border

Tonight we’ll sing the songs
I’ll dream of you my corazón
And tomorrow my heart will be strong

And may the saints‘ blessing and grace
Carry me safely into your arms
There across the border

Om pauser og penge.

In einem Rutsch durch Dänemark gefahren. Kurz vor Kopenhagen anderthalb Stunden Mittagsgassi am Strand, danach (14:30 Uhr) halb tot vor Hunger, seit dem Frühstück in Flensburg bloß eine Banane. Also ab ins Strandcafé!

Der Däne isst mittags Smørrebrød. Also bestellt. Und bezahlt. Mit Kreditkarte. Hier zahlt man ja wirklich alles – sogar Klogänge an Raststätten! – mit der Kreditkarte. Ohne diese Plastikkarte wäre ich unterwegs in zwei Toiletten gar nicht reingekommen.

75 dänische Kronen fürs Smørrebrød. Hm. Ist das viel? Oder war das ein preiswertes Mittagessen? Hat mal jemand einen Währungsrechner, am besten als App?

Mit Sand in den Schuhen, Wind in den Haaren, Sonne im Gesicht und Smørrebrød im Bauch grüßen wir Sie aus Ishøj, Danmark.

Sweet Soltitüde oder: Ein Streifzug durch Flensburg.

…und als ich die Autotür öffnete, roch das Dackelfräulein sofort das Meer und war nicht mehr zu halten!

„Solitüde“, so heißt der Strand an der Flensburger Förde – und er machte seinem Namen alle Ehre – wir hatten ihn  nahezu für uns allein…

…und einen Heidenspaß hatten wir auch: Fangen gespielt, Löcher in den Sand gebuddelt, an Krabbenscheren genagt, im Seetang verheddert,… – eigentlich wollten wir bis Flensburg-City marschieren, sind dann aber im wahrsten Sinne des Wortes schon vorher gestrandet, weil Seeluft und Sport so hungrig machen. In der „Sprotte“ am Ballastkai eingekehrt und für den weiteren Spaziergang gestärkt.

Weil die Großgrabungen am Strand die von der Klimaanlage im Auto eh schon strapazierten Dackelaugen noch mehr angegriffen haben, erstmal eine Apotheke aufgesucht, um die gestern von Andrea empfohlenen Tropfen zu besorgen. Die sind gottseidank vorrätig und die Apothekerin hilft gleich noch beim Verabreichen und daraus ergibt sich ein längeres Gespräch und daraus dann mein weiterer Nachmittag.

Ich hatte mich ja auf Flensburg nur insofern vorbereitet als ich recherchiert hatte, dass es hier ein Schwimmbad mit 50m-Becken gibt (und ich wollte irgendwo nahe der dänischen Grenze Station machen). Die Quartiersuche hier hat mich dann so frustriert (Hotels überwiegend ungünstig gelegen und sehr teuer, Hundmitnahme ebenso – oder gleich verboten, daher landete ich in dem Landhotel ein Stück außerhalb), dass ich keine weiteren Pläne geschmiedet habe. Das hat mir dann heute Nachmittag die Apothekerin abgenommen, eine gebürtige Flensburgerin und ebenfalls Hundebesitzerin. Sie zeichnete mir eine Route auf, bei der wir auf ruhigen Nebenwegen einiges von der Stadt sehen würden und ich zog neugierig mit dieser Skizze los.

Flensburg ist ein Eldorado für Innenhof-Freaks! Einer schöner als der andere! Mit Geschäften, Cafés, Galerien, Praxen, Schnapsbrennereien, Töpfereien, Goldschmieden, Musikkneipen etc. – absolut traumhaft!

Und etliche harmonische Katzenbegegnungen – das gab’s noch nie.

Nach der Innenhöfe-Tour waren wir nochmal in der Apotheke, denn so war’s vereinbart. Die Apothekerin passte erstmal ein Viertelstündchen auf Pippa auf, damit ich im Drogeriemarkt eine Nagelbürste kaufen konnte, die ich nicht etwa für meine oder Pippas Krallen brauche, sondern zur Reinigung meiner Schuhsohlen (sie wollen nicht wissen, wovon). War ja klar, dass man irgendwas daheim vergessen würde.

Mit Nagelbürste zur Apotheke zurückgekehrt, Pippa lag auf dem Ledersofa neben dem Hustenbonbonregal und neben ihr bereits ein Zettel, auf dem meine weitere Route  notiert war. Wir verabschiedeten uns und das Fräulein und ich zogen erneut los.

Nach fast sieben Stunden Unterwegssein schließlich ein Feierabendbier am Hafen genehmigt, sogar die passende Marke hatten sie in der Bar. Mit ein paar Dänen den Tisch geteilt und über Aarhus gesprochen, wo ich unbedingt auch nochmal hin muss (sowas hier ist doch einfach der Hammer, finden Sie nicht auch?).
Übrigens: Wenn Dänen Deutsch sprechen klingt das um ein Vielfaches süßer als wenn ein Deutscher sich am Dänischen versucht. Die lispeln manche Silben so nett.

Nebenbei endlich erfahren, warum Flensburgs Hotellerie und Gastronomie so teuer ist: es liegt an der Nähe zum teuren Dänemark. Da kann man die Reisenden gen Norden schon mal aufs skandinavische Preisniveau einstimmen, und die paar Dänen auf der Durchreise in den Süden stört’s nicht, weil die sind’s ja von daheim eh so gewohnt. Ach so ist das. Nächstes Mal dann doch lieber wieder in Kiel Station machen (das dortige Schwimmbad war ja auch recht passabel).

Für Nacht Nr. 2 im Landhotel muss ich jetzt noch diverse Vorkehrungen treffen, damit sie sich qualitativ zumindest ein bisschen von Nacht Nr. 1 unterscheiden wird. Auch hier wieder so eine überflüssige Vorbereitung der Flensburger Hotelbetriebe auf die skandinavischen Sitten: ein Doppelzimmer besteht meist aus zwei Einzelbetten. Im meinem aktuellen Fall stehen die extrem weit auseinander, dazwischen noch zwei Möbelstücke. Aber wir kommen in einem 90cm breiten Bett einfach nicht zurecht, denn so ein Dackel liegt weder am Fußende noch längs oder am Rand, sondern mittig und quer – und damit ist die Bettbreite an einer für Menschen recht unpraktischen Stelle bereits voll ausgeschöpft und man hat nächtens nur die Wahl zwischen mehrfachem Gerangel oder Rückzug ins Hundekörbchen.

Daher verabschiede mich nun zum Möbelrücken. Anschließend muss das Belüftungskonzept noch angepasst werden (ein an einem See gelegenes Hotel ohne Fliegengitter vor den Fenstern ist eine Zumutung, erst recht, wenn alle Zimmer südseitig ausgerichtet sind und sich tagsüber ordentlich aufheizen) sowie Durchführung einer kleinen Maßnahme im sozialen Bereich (Zimmernachbar, Typ Bud Spencer). Habe also noch gut zu tun.

Morgen dann großer Brückentag: via Dänemark hinüber nach Schweden.
Große Vorfreude auf die beiden Mega-Brücken über den Großen Belt und den Öresund!
Next Stop: Helsingborg.

Schlafen Sie gut, insektenfrei, kühl, mit viel Ruhe und Platz!

Morgensport.

Bedeckter Himmel am Vormittag? Super! Ich wollte nämlich sowieso ins Campusbad.

Cooler Campus, sehr modern und cosmopolitisch. Mit Capelle. Und das Campusbad mit Coin bzw. Chippen.

Nach einer uralten Craulquappenweisheit, die vor centuries überliefert wurde, ist der Tag ja ein guter Tag, wenn man morgens um halb zehn 50 Minuten lang eine 50m-Sportbahn für sich allein hatte und ungestört durchs Chlor craulen connte.

Jetzt ist Fräulein Hund dran und darf an den Hundestrand.

Cuique suum & carpe diem!