Sweet Soltitüde oder: Ein Streifzug durch Flensburg.

…und als ich die Autotür öffnete, roch das Dackelfräulein sofort das Meer und war nicht mehr zu halten!

„Solitüde“, so heißt der Strand an der Flensburger Förde – und er machte seinem Namen alle Ehre – wir hatten ihn  nahezu für uns allein…

…und einen Heidenspaß hatten wir auch: Fangen gespielt, Löcher in den Sand gebuddelt, an Krabbenscheren genagt, im Seetang verheddert,… – eigentlich wollten wir bis Flensburg-City marschieren, sind dann aber im wahrsten Sinne des Wortes schon vorher gestrandet, weil Seeluft und Sport so hungrig machen. In der „Sprotte“ am Ballastkai eingekehrt und für den weiteren Spaziergang gestärkt.

Weil die Großgrabungen am Strand die von der Klimaanlage im Auto eh schon strapazierten Dackelaugen noch mehr angegriffen haben, erstmal eine Apotheke aufgesucht, um die gestern von Andrea empfohlenen Tropfen zu besorgen. Die sind gottseidank vorrätig und die Apothekerin hilft gleich noch beim Verabreichen und daraus ergibt sich ein längeres Gespräch und daraus dann mein weiterer Nachmittag.

Ich hatte mich ja auf Flensburg nur insofern vorbereitet als ich recherchiert hatte, dass es hier ein Schwimmbad mit 50m-Becken gibt (und ich wollte irgendwo nahe der dänischen Grenze Station machen). Die Quartiersuche hier hat mich dann so frustriert (Hotels überwiegend ungünstig gelegen und sehr teuer, Hundmitnahme ebenso – oder gleich verboten, daher landete ich in dem Landhotel ein Stück außerhalb), dass ich keine weiteren Pläne geschmiedet habe. Das hat mir dann heute Nachmittag die Apothekerin abgenommen, eine gebürtige Flensburgerin und ebenfalls Hundebesitzerin. Sie zeichnete mir eine Route auf, bei der wir auf ruhigen Nebenwegen einiges von der Stadt sehen würden und ich zog neugierig mit dieser Skizze los.

Flensburg ist ein Eldorado für Innenhof-Freaks! Einer schöner als der andere! Mit Geschäften, Cafés, Galerien, Praxen, Schnapsbrennereien, Töpfereien, Goldschmieden, Musikkneipen etc. – absolut traumhaft!

Und etliche harmonische Katzenbegegnungen – das gab’s noch nie.

Nach der Innenhöfe-Tour waren wir nochmal in der Apotheke, denn so war’s vereinbart. Die Apothekerin passte erstmal ein Viertelstündchen auf Pippa auf, damit ich im Drogeriemarkt eine Nagelbürste kaufen konnte, die ich nicht etwa für meine oder Pippas Krallen brauche, sondern zur Reinigung meiner Schuhsohlen (sie wollen nicht wissen, wovon). War ja klar, dass man irgendwas daheim vergessen würde.

Mit Nagelbürste zur Apotheke zurückgekehrt, Pippa lag auf dem Ledersofa neben dem Hustenbonbonregal und neben ihr bereits ein Zettel, auf dem meine weitere Route  notiert war. Wir verabschiedeten uns und das Fräulein und ich zogen erneut los.

Nach fast sieben Stunden Unterwegssein schließlich ein Feierabendbier am Hafen genehmigt, sogar die passende Marke hatten sie in der Bar. Mit ein paar Dänen den Tisch geteilt und über Aarhus gesprochen, wo ich unbedingt auch nochmal hin muss (sowas hier ist doch einfach der Hammer, finden Sie nicht auch?).
Übrigens: Wenn Dänen Deutsch sprechen klingt das um ein Vielfaches süßer als wenn ein Deutscher sich am Dänischen versucht. Die lispeln manche Silben so nett.

Nebenbei endlich erfahren, warum Flensburgs Hotellerie und Gastronomie so teuer ist: es liegt an der Nähe zum teuren Dänemark. Da kann man die Reisenden gen Norden schon mal aufs skandinavische Preisniveau einstimmen, und die paar Dänen auf der Durchreise in den Süden stört’s nicht, weil die sind’s ja von daheim eh so gewohnt. Ach so ist das. Nächstes Mal dann doch lieber wieder in Kiel Station machen (das dortige Schwimmbad war ja auch recht passabel).

Für Nacht Nr. 2 im Landhotel muss ich jetzt noch diverse Vorkehrungen treffen, damit sie sich qualitativ zumindest ein bisschen von Nacht Nr. 1 unterscheiden wird. Auch hier wieder so eine überflüssige Vorbereitung der Flensburger Hotelbetriebe auf die skandinavischen Sitten: ein Doppelzimmer besteht meist aus zwei Einzelbetten. Im meinem aktuellen Fall stehen die extrem weit auseinander, dazwischen noch zwei Möbelstücke. Aber wir kommen in einem 90cm breiten Bett einfach nicht zurecht, denn so ein Dackel liegt weder am Fußende noch längs oder am Rand, sondern mittig und quer – und damit ist die Bettbreite an einer für Menschen recht unpraktischen Stelle bereits voll ausgeschöpft und man hat nächtens nur die Wahl zwischen mehrfachem Gerangel oder Rückzug ins Hundekörbchen.

Daher verabschiede mich nun zum Möbelrücken. Anschließend muss das Belüftungskonzept noch angepasst werden (ein an einem See gelegenes Hotel ohne Fliegengitter vor den Fenstern ist eine Zumutung, erst recht, wenn alle Zimmer südseitig ausgerichtet sind und sich tagsüber ordentlich aufheizen) sowie Durchführung einer kleinen Maßnahme im sozialen Bereich (Zimmernachbar, Typ Bud Spencer). Habe also noch gut zu tun.

Morgen dann großer Brückentag: via Dänemark hinüber nach Schweden.
Große Vorfreude auf die beiden Mega-Brücken über den Großen Belt und den Öresund!
Next Stop: Helsingborg.

Schlafen Sie gut, insektenfrei, kühl, mit viel Ruhe und Platz!

Morgensport.

Bedeckter Himmel am Vormittag? Super! Ich wollte nämlich sowieso ins Campusbad.

Cooler Campus, sehr modern und cosmopolitisch. Mit Capelle. Und das Campusbad mit Coin bzw. Chippen.

Nach einer uralten Craulquappenweisheit, die vor centuries überliefert wurde, ist der Tag ja ein guter Tag, wenn man morgens um halb zehn 50 Minuten lang eine 50m-Sportbahn für sich allein hatte und ungestört durchs Chlor craulen connte.

Jetzt ist Fräulein Hund dran und darf an den Hundestrand.

Cuique suum & carpe diem!

Auf dem Schnepfenstrich: Ein flotter Vierer in der Lüneburger Heide.

Als wir den Dachsbau passiert hatten, durchs Rehland gekurvt und am Entenpfuhl vorbeigefahren waren, landeten wir auf dem Schnepfenstrich. Kein Scherz, Sie können das alles googelmapsen!

Von dort aus waren es nur noch ein paar Meter zu dem Treffpunkt, den meine Freundin Andrea für unser drittes Dog&Blog-Meeting ausgesucht hatte (die anderen zwei Gipfeltreffen können Sie hier und hier nachlesen). Um kurz vor 12 fuhr ich auf den vereinbarten Parkplatz, um Schlag 12 traf dann die Delegation aus Braunschweig ein.

Wenn die bayerische Gebirgsjägerin Pippa den Harzer Wanderkaiser Bobby trifft, dann muss es natürlich schon etwas Besonderes sein! Und meine Wünsche (nicht zu weit von der A7 entfernt, möglichst in der Mitte meiner heutigen Tagesetappe, bitte mit Badegelegenheiten und Einkehr) wurden aufs Vortrefflichste berücksichtigt.

Die Meißendorfer Teiche bei Winsen in der Lüneburger Heide – als Andrea den Link zur Tour schickte, las ich erst ich Winseln – waren ein ideales Gebiet, um Gassigehen, Ratschen und Saunieren miteinander zu verbinden. Bei schwülwarmen 33 Grad war an einem gewöhnlichen Mittwoch im Aller-Leine-Tal so gut wie niemand unterwegs, so dass man die Region schon nach wenigen Minuten in Ohne-Leine-Tal hätte umtaufen können.
Am liebsten hätte man sie auch in Ohne-Klamotten-Tal umbenannt, denn ebenfalls nach wenigen Minuten waren wir triefnass geschwitzt (obendrauf noch eine Lage Sonnencreme und Mückenspray – es gibt körperlich wenig Ekelhafteres, als einen ganzen langen Tag in dieser Mehrschichten-Klebrigkeit zu verbringen).

Bobby (Andreas Labradoodle, von mir meist „der große Braune“ genannt) und Pippa verstanden sich so hervorragend wie bei den ersten beiden Vierertreffen: Einträchtig liefen sie nebeneinander her, schrieben sich heiße Botschaften an den Wegesrand, badeten gemeinsam in den zahlreichen Teichen, verbellten in großer Einigkeit entgegenkommende Hunde, nahmen zeitgleich dieselbe Witterung auf (Wildschweine?) und machten vorbildlich „Sitz“, um ihre Wegzehrung entgegenzunehmen.

Drei Stunden waren wir auf dem Rundwanderweg unterwegs, die vierte verbrachten wir im Herrenhaus „Gut Sunder“, und auch hier hatte Andrea bei der Tourvorbereitung nicht geschludert: es gab dort den regionalen Klassiker, die Buchweizentorte – und damit ging gleich noch einer meiner Wünsche in Erfüllung!

Insgesamt wunderschöne vier Stunden!
Ein großes Dankeschön an Andrea & Bobby – im Oktober gibt’s sogleich die Revanche: einen Tag unter meiner Führung durch beautiful Upper Bavaria: mit Bergtour, Weizensmoothies und allem Drum und Dran 😉

So eine Buchweizentorte sieht zwar locker und luftig aus, ist aber in Wahrheit ein ziemliches Kaliber, das im Nachgang eher ein Nickerchen erfordern würde als eine dreistündige Autofahrt.
Während das Dackelfräulein auf dem Rücksitz selig vom großen Braunen träumte (mit Pfötchenzucken, verdrehten Augen und wildem Japsen), stand ich todmüde vor dem Elbtunnel im Feierabend-Stau (wenigstens mit Blick hinüber zur Köhlbrandbrücke und sogar den Michel konnte man kurz erspähen).

Irgendwann war das Tagesziel aber doch erreicht: ein kleines Landhotel kurz vor Flensburg.
Selbstverständlich wie immer nach allen Regeln der Hundebesitzerkunst ausgewählt: naturnahe Lage, Spazierwege ab Haus, Hunde nicht nur geduldet, sondern willkommen, kein absurder Aufpreis für den Vierbeiner.
Als wir das Hotel betreten, wirft sich der Chef sofort auf den Boden: „Was für ein wunderschöner Teckel!“, ruft er, und: „Genau solche habe ich früher gezüchtet!“.
Ob sie jagdlich geführt würde, möchte er wissen, und ob das ein Normalschlag sei.
„Äh, nein, sie wird eher wenig geführt, auch nicht jagdlich“, antworte ich ihm, „aber einen normalen Schlag hat sie durchaus!“ (seien wir doch mal ehrlich: wer hat den nicht?).

Er lacht sehr norddeutsch, knufft das Fräulein nochmal in die Seite und schließt die Begrüßung mit den Worten: „Die Lütte wohnt hier jedenfalls umsonst!“. Dann vertraut er mir noch den Schlüssel für die Küche an (dem voraus ging meine Frage, wo ich hier mein Weißbier kühlstellen könnte) und verabschiedet sich in seinen Feierabend.

Drehen wir noch eine Runde um den See in Hausnähe, Madame badet zum 37sten Mal an diesem affenheißen Tag und findet das x-te Stöckchen und ist nach der mehrstündigen Fahrt überhaupt wieder sehr ausgeruht und unternehmungslustig…

…und anschließend folgt dann auch mein Tagesabschluss-Highlight: eine ausgiebige Dusche und ein Prosit der Gemütlichkeit.

Gute Nacht aus Schleswig Holstein, irgendwo zwischen Oeversee, Freienwill und Munkwolstrup.

PS: Wo wir gerade bei Ortsnamen sind…
Heute Vormittag hielt ich zu einer Pipipause am Autobahnparkplatz „Altwarmbüchener Moor“. Das bekam Mr. Spike mit und schickte mir kurz darauf folgenden Lexikoneintrag, nach dessen Lektüre ich meine aus dem Gasthof „Letzter Heller“ mitgenommene Semmel sofort in einen der Rastplatzmülleimer schmiss:

„altwarmbüchen (adj): Konsistenz der übrig gebliebenen, gestern noch so leckeren Wurstbrötchen, die man vormittags in der Vespertüte im Rucksack findet, weil man nach der Rückkehr am schwülen Hochsommerabend leider vergaß, sie über Nacht in den Kühlschrank zu legen“.