Auf dem Schnepfenstrich: Ein flotter Vierer in der Lüneburger Heide.

Als wir den Dachsbau passiert hatten, durchs Rehland gekurvt und am Entenpfuhl vorbeigefahren waren, landeten wir auf dem Schnepfenstrich. Kein Scherz, Sie können das alles googelmapsen!

Von dort aus waren es nur noch ein paar Meter zu dem Treffpunkt, den meine Freundin Andrea für unser drittes Dog&Blog-Meeting ausgesucht hatte (die anderen zwei Gipfeltreffen können Sie hier und hier nachlesen). Um kurz vor 12 fuhr ich auf den vereinbarten Parkplatz, um Schlag 12 traf dann die Delegation aus Braunschweig ein.

Wenn die bayerische Gebirgsjägerin Pippa den Harzer Wanderkaiser Bobby trifft, dann muss es natürlich schon etwas Besonderes sein! Und meine Wünsche (nicht zu weit von der A7 entfernt, möglichst in der Mitte meiner heutigen Tagesetappe, bitte mit Badegelegenheiten und Einkehr) wurden aufs Vortrefflichste berücksichtigt.

Die Meißendorfer Teiche bei Winsen in der Lüneburger Heide – als Andrea den Link zur Tour schickte, las ich erst ich Winseln – waren ein ideales Gebiet, um Gassigehen, Ratschen und Saunieren miteinander zu verbinden. Bei schwülwarmen 33 Grad war an einem gewöhnlichen Mittwoch im Aller-Leine-Tal so gut wie niemand unterwegs, so dass man die Region schon nach wenigen Minuten in Ohne-Leine-Tal hätte umtaufen können.
Am liebsten hätte man sie auch in Ohne-Klamotten-Tal umbenannt, denn ebenfalls nach wenigen Minuten waren wir triefnass geschwitzt (obendrauf noch eine Lage Sonnencreme und Mückenspray – es gibt körperlich wenig Ekelhafteres, als einen ganzen langen Tag in dieser Mehrschichten-Klebrigkeit zu verbringen).

Bobby (Andreas Labradoodle, von mir meist „der große Braune“ genannt) und Pippa verstanden sich so hervorragend wie bei den ersten beiden Vierertreffen: Einträchtig liefen sie nebeneinander her, schrieben sich heiße Botschaften an den Wegesrand, badeten gemeinsam in den zahlreichen Teichen, verbellten in großer Einigkeit entgegenkommende Hunde, nahmen zeitgleich dieselbe Witterung auf (Wildschweine?) und machten vorbildlich „Sitz“, um ihre Wegzehrung entgegenzunehmen.

Drei Stunden waren wir auf dem Rundwanderweg unterwegs, die vierte verbrachten wir im Herrenhaus „Gut Sunder“, und auch hier hatte Andrea bei der Tourvorbereitung nicht geschludert: es gab dort den regionalen Klassiker, die Buchweizentorte – und damit ging gleich noch einer meiner Wünsche in Erfüllung!

Insgesamt wunderschöne vier Stunden!
Ein großes Dankeschön an Andrea & Bobby – im Oktober gibt’s sogleich die Revanche: einen Tag unter meiner Führung durch beautiful Upper Bavaria: mit Bergtour, Weizensmoothies und allem Drum und Dran 😉

So eine Buchweizentorte sieht zwar locker und luftig aus, ist aber in Wahrheit ein ziemliches Kaliber, das im Nachgang eher ein Nickerchen erfordern würde als eine dreistündige Autofahrt.
Während das Dackelfräulein auf dem Rücksitz selig vom großen Braunen träumte (mit Pfötchenzucken, verdrehten Augen und wildem Japsen), stand ich todmüde vor dem Elbtunnel im Feierabend-Stau (wenigstens mit Blick hinüber zur Köhlbrandbrücke und sogar den Michel konnte man kurz erspähen).

Irgendwann war das Tagesziel aber doch erreicht: ein kleines Landhotel kurz vor Flensburg.
Selbstverständlich wie immer nach allen Regeln der Hundebesitzerkunst ausgewählt: naturnahe Lage, Spazierwege ab Haus, Hunde nicht nur geduldet, sondern willkommen, kein absurder Aufpreis für den Vierbeiner.
Als wir das Hotel betreten, wirft sich der Chef sofort auf den Boden: „Was für ein wunderschöner Teckel!“, ruft er, und: „Genau solche habe ich früher gezüchtet!“.
Ob sie jagdlich geführt würde, möchte er wissen, und ob das ein Normalschlag sei.
„Äh, nein, sie wird eher wenig geführt, auch nicht jagdlich“, antworte ich ihm, „aber einen normalen Schlag hat sie durchaus!“ (seien wir doch mal ehrlich: wer hat den nicht?).

Er lacht sehr norddeutsch, knufft das Fräulein nochmal in die Seite und schließt die Begrüßung mit den Worten: „Die Lütte wohnt hier jedenfalls umsonst!“. Dann vertraut er mir noch den Schlüssel für die Küche an (dem voraus ging meine Frage, wo ich hier mein Weißbier kühlstellen könnte) und verabschiedet sich in seinen Feierabend.

Drehen wir noch eine Runde um den See in Hausnähe, Madame badet zum 37sten Mal an diesem affenheißen Tag und findet das x-te Stöckchen und ist nach der mehrstündigen Fahrt überhaupt wieder sehr ausgeruht und unternehmungslustig…

…und anschließend folgt dann auch mein Tagesabschluss-Highlight: eine ausgiebige Dusche und ein Prosit der Gemütlichkeit.

Gute Nacht aus Schleswig Holstein, irgendwo zwischen Oeversee, Freienwill und Munkwolstrup.

PS: Wo wir gerade bei Ortsnamen sind…
Heute Vormittag hielt ich zu einer Pipipause am Autobahnparkplatz „Altwarmbüchener Moor“. Das bekam Mr. Spike mit und schickte mir kurz darauf folgenden Lexikoneintrag, nach dessen Lektüre ich meine aus dem Gasthof „Letzter Heller“ mitgenommene Semmel sofort in einen der Rastplatzmülleimer schmiss:

„altwarmbüchen (adj): Konsistenz der übrig gebliebenen, gestern noch so leckeren Wurstbrötchen, die man vormittags in der Vespertüte im Rucksack findet, weil man nach der Rückkehr am schwülen Hochsommerabend leider vergaß, sie über Nacht in den Kühlschrank zu legen“.

Nicht nur Wilhelm Meisters Lehrjahre.

Zur Belohnung für Stau Nr.1 am Autobahnkreuz Biebelried (pro Richtung 1 Unfall) lange Gassipause in der ehemaligen Studienstadt.

Herrje! Die Hubland-Uni (und auch vieles andere) hätte man kaum wiedererkannt, nur das Phil-1-Gebäude noch exakt so hässlich wie 1997, als ich nach der letzten bestandenen Prüfung fürs Diplom da hinauskroch.

Am Sanderring geparkt (früher bekam man da nie einen Parkplatz), dem Dackelfräulein gezeigt, wo der Oberhund (also meine Wenigkeit) damals sein Diplomzeugnis in Empfang nahm. Gespenstisch lang her.

Beim Gassigehen im Ringpark dann an Wilhelm Meister gedacht, genauer gesagt: an dessen Lehrjahre, über die ich die Abschlussarbeit meiner Lehrjahre schrieb. Manchmal denk ich, so schlau war ich anschließend nie mehr wieder. In welchen Welten man damals wandelte! Und heute?

Würzburg bei 32 Grad ist mit Hund kein Vergnügen. Alle Schattenwege aufgesucht, die die morsche Erinnerung noch hergab. Trotzdem einen riesigen Rundgang gemacht, überall Gedenksteine, oft innegehalten, gedacht und geschaut.

Als Kind die schönsten Clogs aller Zeiten hier bekommen, als man den Papa auf einer Geschäftsreise begleitete. Im Hochsommer. Gleich angezogen und die Füße wundgelaufen.

Und all die Orte der Studentenzeit. Den Wohnort oben in Gerbrunn.

Die diversen Unigebäude. Die Ursulinergasse, wo ich mir den Julius aussuchte und im Taxi mit ihm nach Hause fuhr. Ein weiß-blauer Wellensittich. Die Kneipe, in der ich gejobbt habe. Das Brückenbäck, in dem ich mich immer mit J. traf. Das Sternbäck, wo es die guten Ofenkartoffeln gab. Und zum Abschluss noch einen Slush-Cooler (nie zuvor gehört, den Begriff, man ist eben alt und nicht mehr up to date) in dem Café, wo man früher immer nach durchfeierten Nächten zum Frühstücken war (schon damals hasste ich Frühstücken-Gehen, wollte mich aber keinesfalls ausgrenzen und ging tapfer mit).

Es ist 16 Uhr. Fressenszeit fürs Fräulein. Und dann mal weiter!